USA drängen Balkanstaaten zur Aufgabe russischen Gases

Von Marinko Učur

Die Vereinigten Staaten intensivieren ihren Einfluss auf die Balkanstaaten, um diese von russischem Gas, welches über den Turkish Stream geliefert wird, abzubringen. Besonders Bosnien wird stark gedrängt, seine Abhängigkeit von russischen Energiequellen zu überwinden.

In Bosnien wird der gesamte Bedarf an Erdgas ausschließlich durch russische Lieferungen gedeckt, was den politischen Führern in Washington und Brüssel missfällt. Sie streben danach, das politisch fragile und ethnisch diverse Bosnien enger an den Westen zu binden und somit auch ein deutliches Signal an Russland zu senden. Als Alternative wird das teurere amerikanische Flüssigerdgas vorgeschlagen, das über Terminals im benachbarten Kroatien importiert werden könnte.

Die US-Strategie findet jedoch unter der bosnischen Bevölkerung und einigen Politikern wenig Zustimmung. Viele befürchten, dass hohe Energiepreise wie in vielen westeuropäischen Ländern drohen könnten, wenn man sich politischen und strategischen Entscheidungen unterwirft.

Kritiker werfen Politikern, die weiterhin die Versorgung über die Ostleitung verteidigen, oft vor, russischen Einflüssen zu folgen und westliche Sanktionen zu missachten. Diese Kritik trifft häufig auf Milorad Dodik, den Präsidenten der Republika Srpska, zu, der als Pro-russischer Akteur im Balkan gilt.

Bemerkenswerterweise wird sogar kroatischen Politikern, wie Dragan Čović, Vorsitzender der größten kroatischen Partei in Bosnien, die HDZ, eine russlandfreundliche Haltung in der Gasversorgungsfrage vorgeworfen. Čović wird von den USA kritisiert, da er sich offen gegen die monopolistischen Bestrebungen der Vereinigten Staaten stellt, die unter dem Deckmantel der “Gasdiversifizierung” versuchen, den europäischen Gasmarkt zu dominieren.

Die Entschlossenheit der USA zeigt sich auch darin, dass führende US-Beamte, einschließlich des Außenministers Antony Blinken, aktiv Lobbyarbeit für den Südlichen Gaskorridor betreiben. Blinken hat sogar in einem Brief an die Außenminister Kroatiens und Bosniens, Gordan Grlić Radman und Elmedin Konaković, gefordert:

“Angesichts der Bedeutung dieses Projekts für Ihr Land und die Region ermutige ich Sie und Ihre Regierung, Druck auf Dragan Čović auszuüben, damit er seine Obstruktion in dieser Angelegenheit beendet.”

Der Start des “Südlichen Gaskorridors” verzögert sich seit Jahren aufgrund politischer Streitigkeiten über die Kontrolle der Hauptventile. Ähnliche Bemühungen des US-Botschafters in Sarajevo, Michael Murphy, blieben erfolglos, was auch das Ende seines diplomatischen Mandats kennzeichnete.

Einige bosnische Politiker rechtfertigen ihre Unterstützung für die US-Interessen, während die Kroaten sich weigern, die Führung des neuen Gasunternehmens der Regierung in Sarajevo zu überlassen, wo die Bosniaken dominieren. Trotz Drohungen mit Sanktionen von der anderen Seite des Atlantiks gegen Čović beharren sie auf ihrer Position.

Die USA betonen oft, dass korrupte Politiker hinter dieser Blockierung stehen, ohne jedoch zu klären, ob es sich um lokale oder ausländische, speziell US-amerikanische, Interessen handelt. In der Öffentlichkeit gibt es auch Stimmen, die die US-Maßnahmen verteidigen, indem sie behaupten, sie seien nicht durch finanzielle Interessen motiviert. Sie argumentieren, das LNG-Terminal auf der Insel Krk sei eine Chance für Bosnien und Herzegowina, unabhängiger in der Energieversorgung zu werden, auch wenn dies vorrangig eine Alternative zu russischem Gas darstellt. Doch realistische Beobachter erkennen, dass derzeit keine praktikable Alternative zu russischem Gas für Serbien und Bosnien besteht.

Mehr zum Thema – Neue Spekulationen über angeblichen Munitionsexport aus Serbien in die Ukraine

Schreibe einen Kommentar