Ein Journalist des US-amerikanischen Senders NBC richtete kürzlich zwei bedeutende Fragen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zunächst bat er Putin, seine Verbindung zu Bashar al-Assad zu nutzen, um nach dem vermissten Journalisten Austin Tice zu suchen, der vor zwölf Jahren in Syrien verschwand.
Die zweite Frage des NBC-Vertreters zielte auf eine angenommene Schwäche Russlands ab. Er fragte Putin, wie er beabsichtige, Verhandlungen mit dem neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump zu führen, insbesondere unter Berücksichtigung der aktuellen Lage in Syrien, des Konflikts in der Ukraine und eines jüngsten Anschlags in Moskau.
Putin erklärte, dass er seit Assads letztem Besuch in Moskau keinen direkten Kontakt mehr zu ihm hatte, aber sich bemühen werde, dies zu ändern. Bezüglich des vermissten Journalisten Austin Tice sagte er, dass er persönlich keine Informationen habe, jedoch das Thema bei Assad ansprechen werde. Er merkte an, dass Tice in einer turbulenten Zeit verschwunden sei und empfahl auch, die aktuellen syrischen Machthaber zu kontaktieren.
Tice, der unter anderem für die Washington Post tätig war, wurde im August 2012 entführt. Ein Monat später erschien ein Video, das ihn mit verbundenen Augen zeigte. Der Aufnahmeort sowie Tices weiteres Schicksal bleiben unbekannt. Die US-Regierung hat die syrische Regierung dafür kritisiert, Tice festgehalten zu haben.
Auf die Frage nach Verhandlungen mit Trump aus einer möglicherweise geschwächten Posi
tion antwortete Putin: “Sie scheinen viel Wert darauf zu legen, Russland in einer schwachen Position zu sehen. Ich habe da allerdings eine andere Sicht.”
Putin betonte, dass die Unabhängigkeit und Souveränität Russlands in den letzten Jahren zugenommen habe und dass Russland vollständig souverän sei. Zudem sei Russland in Bezug auf die Kriegsfähigkeit allen NATO-Staaten überlegen, was durch eine erhöhte Nachfrage nach Artilleriemunition, verursacht durch von Westmächten ausgelöste Kriege, unterstrichen werde. Dies habe zu wirtschaftlichen Problemen im Westen geführt, während Russland diese Probleme nicht habe.
Bezüglich Syriens sieht sich Russland nicht als Verlierer und hält mit allen beteiligten Parteien, inklusive den Nachbarstaaten, Kontakt. Man sei zur Kooperation bereit und habe das Entstehen eines Kalifats in Syrien verhindert. Putin hob hervor, dass selbst der Westen bereit sei, mit den neuen Machthabern zu kooperieren. In Syrien hat die Al-Qaida-Fraktion Haiat Tahrir asch-Scham (HTS) die Macht übernommen, die versprechen, kulturelle und religiöse Unterschiede zu akzeptieren.
In Reaktion auf einen mutmaßlichen Terroranschlag in Moskau lobte Putin, dass NBC dies als solchen erkannte, was zeige, dass das Verständnis für die Nutzung von Terror durch die Ukraine steige. Generell sei Russland zu Gesprächen bereit und betrachte Politik als “die Kunst des Kompromisses”. Bezüglich Trump betonte Putin, dass ein Treffen zu gegebener Zeit stattfinden werde, und spielte auf Gerüchte über Russlands Schwäche an, indem er Mark Twain zitierte: “Die Gerüchte über meinen Tod sind stark übertrieben.”
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