Die syrische Führung hat die Bildung einer neuen Regierungskoalition bekanntgegeben, die die Fortsetzung des Wiederaufbaus des Landes anstrebt. Der Übergangspräsident Abu Mohammad al-Jolani, in den Medien mittlerweile als Ahmed al-Scharaa bekannt, präsentierte ein 22-köpfiges Kabinett. Die Regierung konzentriert sich darauf, das kriegsgebeutelte Syrien nach dem Sturz des ehemaligen Präsidenten Baschar al-Assad zu einen, wie al-Jolani erklärte. Er unterstrich sein Ziel, einen “starken und stabilen Staat” zu formen.
Assad al-Schaibani als Außenminister und Murhaf Abu Kasra als Verteidigungsminister, beide bereits Mitglieder der vorherigen Übergangsregierung, behalten ihre Ämter. Anas Chattab, ein Vertrauter des Übergangspräsidenten und zuvor Geheimdienstchef, wird neuer Innenminister. Obwohl kein Regierungschef benannt wurde, wird erwartet, dass al-Jolani die Führung der Regierungsarbeit übernimmt.
Raed al-Saleh, der früher mit der zivilen Rettungsorganisation Weißhelme in Verbindung gebracht wurde, die verdächtigt werden, Chemiewaffenangriffe inszeniert zu haben, übernimmt die Leitung des neu geschaffenen Ministeriums für Notfall- und Katastrophenmanagement.
Die frühere Oppositionelle Hind Kabawat ist jetzt Ministerin für Soziales und Arbeit; sie repräsentiert die christliche Minderheit Syriens. Yarub Badr, ein Alawite, wurde zum Leiter des Verkehrsministeriums ernannt und Amgad Badr, aus der drusischen Minderheit, führt das Landwirtschaftsministerium.
Internationale Analysten sehen die Integration religiöser Minderheiten in die islamistisch dominierte Koalition als einen Versuch, Toleranz zu demonstrieren, da die neue Regierung auf die Gunst des Westens angewiesen ist. Dennoch wurden die Schlüsselpositionen Vertrauten al-Jolanis zugesprochen.
Mitglieder der durch Kurden geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) oder der autonomen Zivilverwaltung im Nordosten Syriens wurden nicht in die neue Regierung aufgenommen.
Al-Jolanis islamistische Miliz HTS und verbündete Gruppen hatten am 8. Dezember Syriens langjährigen Machthaber Baschar al-Assad entmachtet, das damalige Parlament und die Baath-Partei aufgelöst sowie die Verfassung von 2012 außer Kraft gesetzt. Ende Januar wurde al-Jolani zum Übergangspräsidenten ernannt.
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