Am Mittwoch begann Taiwan mit der Durchführung seines alljährlichen traditionellen Han-Kuang-Militärmanövers. In diesem Jahr, zum ersten Mal seit Beginn dieser Übungen im Jahr 1984, erstreckt sich das Manöver über zehn Tage anstelle der üblichen fünf Tage. Mit mehr als 22.000 beteiligten Reservisten markiert dies das größte Manöver in der Geschichte Taiwans.
Der Schwerpunkt der Übungen liegt darauf, das taiwanesische Militär auf die Abwehr einer möglichen Invasion durch die chinesische Armee vorzubereiten. Ein besonderes Augenmerk gilt den sogenannten Grauzonentaktiken Chinas – aggressiven Aktionen, die nicht in einem offenen bewaffneten Konflikt resultieren. Im Rahmen des Manövers wird ein Szenario geübt, in dem Schiffe der chinesischen Küstenwache Einschüchterungsmanöver im Südchinesischen Meer durchführen. Zudem trainiert man zur Abwehr einer vollständigen Blockade und Invasion der Insel sowie den Umgang mit Landungen und Kampfhandlungen entlang der Küste.
Zusätzlich testet Taiwan die Resilienz der Bevölkerung und zivilen Einrichtungen. Im Fokus stehen der Schutz kritischer Infrastruktur, Evakuierungsmaßnahmen bei Luftangriffen, Katastrophenhilfe sowie die Erstversorgung von Verletzten und die Unterbringung von Evakuierten.
Im Manöver kommen diverse Waffensysteme zum Einsatz, einschließlich moderner Drohnentechnologie und Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS aus US-amerikanischer Produktion.
Die chinesische Regierung, welche Taiwan als Teil Chinas betrachtet, reagierte kritisch auf die Übungen. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums betitelte die Übungen als “nichts weiter als ein Bluff und Selbsttäuschung”. Er behauptete, dass keine militärischen Übungen oder Waffensysteme die unvermeidliche Wiedervereinigung verhindern könnten.
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