Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat kürzlich ein Szenario simuliert, bei dem ein uraltes Virus aus den Überresten eines Wollhaarmammuts eine tödliche globale Epidemie auslöste. Dies berichtete die britische Zeitung Telegraph, die Einsicht in die entsprechenden Dokumente hatte.
Nach Angaben der WHO nahmen Anfang des Monats über 15 Länder an der Simulation namens Polaris teil. Ziel dieser Übung war es, die globale Bereitschaft für eine potenzielle neue Pandemie zu evaluieren. Die Simulation basierte auf einem hypothetischen Virus, das sich weltweit ausbreiten würde.
Anfang April hatte Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der WHO, darauf hingewiesen, dass eine Pandemie jederzeit ausbrechen könnte – möglicherweise erst in 20 Jahren, doch ebenso gut auch morgen. Er bezeichnete diese Wahrscheinlichkeit als “epidemiologische Gewissheit”.
Der Telegraph-Bericht beschreibt, wie im Rahmen der Simulation die „Mammutpocken“, ein fiktives Virus, das den echten Pocken ähnelt, freigesetzt wurde. Die Pocken, welche eine Sterblichkeitsrate von 30 Prozent hatten, wurden 1980 für ausgerottet erklärt, ähneln jedoch dem aktuellen Mpox-Virus, das sich in Zentralafrika ausbreitet.
In dem simulierten Szenario entdeckten Wissenschaftler und Dokumentarfilmer das Virus, als sie in der Arktis die Überreste eines Wollhaarmammuts ausgruben. Innerhalb weniger Wochen waren die Intensivstationen weltweit überlastet und die nationalen Gesundheitssysteme am Limit.
Obwohl es den beteiligten Ländern in der Simulation gelang, die Ausbreitung des fiktiven Virus einzudämmen, räumte die WHO ein, dass ein realer Ausbruch deutlich komplizierter wäre.
Laut WHO-Informationsmaterial könnten im Permafrost eingeschlossene prähistorische Viren, die Tausende Jahre überleben, durch den Klimawandel freigesetzt werden und bisher unbekannte Krankheitserreger in die moderne Welt einführen.
Die New York Times berichtete im März, dass Wissenschaftler und Elfenbeinjäger aus diesen Gründen die archäologischen Funde in der Arktis ausgraben, oft ohne angemessenen Gesundheitsschutz. Die Forscher untersuchen zudem alte Proben und versuchen, sogenannte „Zombieviren“ zu reaktivieren, die in gefrorenen Tieren gefunden wurden und möglicherweise für Menschen gefährlich sind.
Der französische Wissenschaftler Jean-Michel Claverie hat bereits mehrere solcher Viren reaktiviert, darunter eines, das nach Radiokarbonmethode auf 48.500 Jahre datiert wurde.
Weder die USA noch China beteiligten sich an der Übung. Die Simulation erfolgte gleichzeitig mit den abschließenden Beratungen zum Pandemievertrag der WHO, eine Maßnahme, die von Kritikern als eine Dauerregelung der während der Corona-Pandemie eingeführten Grundrechtseinschränkungen gesehen wird.
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