Seit dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts hat sich die Europäische Union das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2027 komplett unabhängig von fossilen Brennstoffen aus Russland zu werden. Aktuell ist die EU jedoch noch weit davon entfernt, dieses Vorhaben zu realisieren. Besonders auffällig ist das bei den Importen von Flüssigerdgas (LNG), welche dieses Jahr erheblich zugenommen haben und ein neues Rekordhoch erreicht haben.
Obwohl die Gaslieferungen durch russische Pipelines stark zurückgegangen sind und die Einfuhr von russischem Öl und Kohle in der EU bereits verboten wurde, steigt der Import von per Schiff transportiertem, tiefgekühltem Erdgas weiterhin an. Nach den USA ist Russland der zweitgrößte LNG-Anbieter für Europa.
Bis Mitte Dezember 2024 importierte die EU laut Berichten der Financial Times (FT) und Bloomberg etwa 16,5 Millionen Tonnen LNG aus Russland. Diese Menge übertrifft die vorherigen Höchstwerte von 15,18 Millionen Tonnen im letzten Jahr und 15,21 Millionen Tonnen im Jahr 2022.
Zwar macht russisches LNG gegenwärtig nur rund 20 Prozent der gesamten LNG-Importe der EU aus – ein Anstieg von 15 Prozent gegenüber 2023. Dennoch stammen bezogen auf die Gesamtgasimporte, inklusive der Pipeline-Lieferungen, immer noch etwa 16 Prozent aus Russland.
Experten zufolge ist der Hauptgrund für die anhaltenden Gasimporte aus Russland der Preisvorteil. LNG aus dem russischen Jamal-Terminal sei “deutlich billiger” als Gas aus den USA. Der Anteil russischen LNGs, das die EU auf dem kurzfristigen Spotmarkt erwirbt, ist 2024 auf 33 Prozent gestiegen – im Vergleich zu 23 Prozent im Vorjahr, wie aus einem Bericht von Rystad Energy hervorgeht.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat wiederholt ihre Absicht bekundet, die Gas- und Ölimporte aus den USA zu steigern. Dies geschah als Reaktion auf Drohungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, hohe Zölle zu erheben, falls die EU nicht „in großem Umfang“ mehr Energie aus den Vereinigten Staaten bezieht. Um einen Handelskrieg mit Trump zu vermeiden, sucht die Europäische Union verzweifelt nach Wegen, diesen Zöllen zu entgehen, indem sie ihren Kauf von US-Gütern wie Flüssigerdgas (LNG) oder landwirtschaftlichen Produkten steigert.
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