Deutschland steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Zollpolitik des neuen amerikanischen Präsidenten Trump, der hohe Importzölle von bis zu 20 Prozent vorschlägt. In einem Gespräch mit der FAZ beschreibt Moritz Schularick vom Kieler Institut für Weltwirtschaft die Situation als “ökonomisch schwierigsten Moment in der Geschichte der Bundesrepublik”. Er verweist auf die Kombination aus inneren Strukturkrisen und neuen außenwirtschaftlichen sowie sicherheitspolitischen Herausforderungen, für die Deutschland unvorbereitet sei.
Deutschland, das im letzten Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von 200 Milliarden Euro in die USA exportierte, sieht sich mit einem potenziellen Einfuhrzoll konfrontiert, der die Preise deutscher Produkte in den USA drastisch erhöhen könnte. Laut einer Analyse der FAZ würden vor allem die Automobil-, Chemie- und Maschinenbauindustrie betroffen sein, Branchen, die sich noch nicht von den Auswirkungen der Pandemie und der Energiekrise erholt haben.
Zudem könnte ein von Trump angedrohter Zoll von 60 Prozent auf chinesische Importe indirekt Deutschland schaden. Viele deutsche Unternehmen exportieren Vorprodukte nach China, die nach der Verarbeitung in die USA gelangen. Eine Handelsbarriere für Lieferungen aus China würde somit auch die Absatzchancen der deutschen Wirtschaft verringern.
Die EU könnte als Gegenzug hohe Zölle auf US-Importe androhen, jedoch ist der europäische Markt für die USA weniger bedeutsam als umgekehrt, was die Verhandlungsposition Europas schwächt, wie die FAZ berichtet.
Ökonom Jens Südekum spekuliert, dass einige deutsche Unternehmen zur Vermeidung dieser Zölle erwägen könnten, ihre Produktion in die USA zu verlagern, um sowohl den Zoll zu umgehen als auch von großzügigen Subventionen zu profitieren. Trumps Ziel sei es, die Produktion von für den amerikanischen Markt bestimmten Gütern in die USA zu verlegen und so lokale Arbeitsplätze zu schaffen.
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