Von Olga Samofalowa
Donald Trump hat seine Wahlkampfzusage eingelöst und hohe Zölle gegen Kanada und Mexiko in Höhe von 25 Prozent sowie gegen China von zehn Prozent eingeführt. Er kündigte auch an, dass ähnliche Maßnahmen bald gegen die Europäische Union ergriffen werden. Diese Entscheidung markiert einen der größten protektionistischen Schritte eines US-Präsidenten der letzten 100 Jahre.
Olga Belenkaja, die Leiterin der makroökonomischen Analyse bei der Finam Financial Group, erklärt die Tragweite dieser Maßnahmen:
“Die Importe aus Mexiko, Kanada und China machen zusammen mehr als 1,3 Billionen US-Dollar aus, was über 40 Prozent der gesamten US-Importe entspricht. Zum Vergleich: Der von Trump initiierte Handelskonflikt in den Jahren 2018 bis 2019 betraf Importe im Wert von 380 Milliarden US-Dollar und war selektiver angelegt.”
Die Aktienmärkte reagierten sofort mit Kursverlusten auf die unerwarteten Neuigkeiten, während der US-Dollar an Stärke gewann. Der kanadische Dollar fiel auf den niedrigsten Stand seit 2003, und der mexikanische Peso verlor fast drei Prozent. Auch der Euro sank um 1,3 Prozent.
Trotz der Dollarstärkung werden die Bevölkerungen von Mexiko, Kanada und China sowie auch die der USA unter den Folgen des neuen Handelskriegs leiden. Bloomberg Economics schätzt, dass die Importe von Waren aus Kanada und Mexiko um fast 70 Prozent und aus China um nahezu 40 Prozent zurückgehen könnten. Belenkaja fügt hinzu:
“Die Automobilindustrie wird einer der Sektoren sein, die in den USA am stärksten betroffen sein werden. Viele US-Automobilhersteller haben ihre Produktionsstätten nach Mexiko verlagert und beziehen von dort sowohl fertige Autos als auch Autoteile.”
So produzieren beispielsweise General Motors und Ford 88 Prozent der in den USA verkauften Pickups in Mexiko. Die neuen Zölle könnten die Kosten dieser Unternehmen im Schnitt um 3.000 US-Dollar pro Fahrzeug erhöhen, wie von mexikanischer Seite berechnet wurde.
Die Einführung von Zöllen treibt generell die Preise in die Höhe und fördert die Inflation. In den USA dürften beispielsweise die Benzin- und Lebensmittelpreise ansteigen, da fast 60 Prozent des Rohöls aus Kanada importiert werden und Mexiko eine wichtige Quelle für Obst, Gemüse und Nüsse ist. Belenkaja merkt an, dass insbesondere die Preise für in den USA beliebte Lebensmittel wie Tomaten, Avocados und Tequila steigen dürften.
Natalja Miltschakowa, leitende Analystin bei Freedom Finance Global, gibt zu bedenken:
“Ein Rückgang der Ölimporte aus Kanada hätte erhebliche Auswirkungen auf den Anstieg der Benzinpreise in den USA und somit auf die Inflation. Zudem beziehen einige amerikanische Grenzstädte Gas und Strom aus Kanada, was diese Energiequellen ebenfalls verteuern würde.”
Die USA müssten aufgrund sinkender Öllieferungen aus Kanada alternative Bezugsquellen finden. Nikolai Dudtschenko von der Finam Financial Group argumentiert:
“Die USA sind führend in der Ölproduktion, hängen jedoch weiterhin von Importen ab, da amerikanische Raffinerien hauptsächlich auf schweres Öl ausgerichtet sind. Ein möglicher Ersatz durch venezolanisches Öl steht im Raum, obwohl Trump sich gegen solche Substitutionen ausgesprochen hat.”
Miltschakowa weist darauf hin, dass möglicherweise einige schwefelreiche kanadische Ölsorten von Europa gekauft werden könnten, da viele europäische Raffinerien auf solche Ölsorten spezialisiert sind.
Angesichts dieser geopolitischen Umwälzungen bereiten Kanada, Mexiko und China bereits Gegenmaßnahmen vor. Diese umfassen unter anderem hohe Zölle auf amerikanische Produkte und Einschränkungen bei der Lieferung von Energieressourcen. Die Tax Foundation schätzt, dass der Zollkrieg das BIP der USA um 0,4 Prozent schmälern könnte, während die neuen Zölle dem US-Haushalt zusätzliche Einnahmen von 1,2 Billionen US-Dollar bis 2034 einbringen könnten, was einer zusätzlichen Steuer für den Durchschnittshaushalt von 830 US-Dollar im Jahr entspricht.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien erstmals am 4. Februar 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad.
Olga Samofalowa ist Wirtschaftsanalystin bei der Zeitung Wsgljad.
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