Trumps riskante Handelspolitik: Schadet er mit neuen Sanktionen gegen Russland vor allem sich selbst?

Von Rainer Rupp

Bei einem Treffen in Schottland am 28. Juli mit Ursula von der Leyen, der nicht demokratisch gewählten Präsidentin der EU-Kommission, hat US-Präsident Donald Trump das Ultimatum an Russland drastisch verkürzt. Ursprünglich setzte er eine 50-tägige Frist für das Ende des Konflikts in der Ukraine, reduzierte diese jedoch auf nur 10 bis 12 Tage. Trump drohte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit neuen Sanktionen und “strengen Zöllen” gegen Russland und dessen Unterstützerstaaten, sollte bis zum 7. bis 9. August keine Einigung erzielt werden.

Der ehemalige CIA-Analyst Larry Johnson kommentierte Trumps Vorgehen als Auslöser eines “kollektiven Gähnens” in Moskau und traf damit ins Schwarze. Die Handelsdaten zwischen Russland und den USA verdeutlichen, dass die russische Seite kaum Grund zur Besorgnis hat – eine drastische Androhung von Trump scheint sie nicht zu beeindrucken.

In den folgenden Kapiteln werden die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Russland von Anfang 2020 bis 2024 beleuchtet. Zudem analysieren wir die potentiellen Auswirkungen weiterer Sanktionen und Zölle. Es wird auch untersucht, welche alternativen Handelspartner sowohl die USA als auch Russland finden könnten, sollte der Handel zwischen beiden Ländern komplett eingestellt werden. Vorab sei gesagt: Trumps Drohungen könnten die US-Wirtschaft schaden, während Russland leicht Ersatz für die wenigen US-Importe finden könnte.

Seit Beginn der russischen Militäroperation im Februar 2022 hat sich der Handel zwischen den USA und Russland wegen Sanktionen, kriegsbedingten Beschränkungen und geopolitischen Spannungen stark verringert. Tabelle 1 bietet einen detaillierten Überblick über den bilateralen Handel in diesem Zeitraum.

Wichtige Erkenntnisse aus Tabelle 1:

– 2021 erreichte das Handelsvolumen aufgrund gestiegener Energiepreise seinen Höhepunkt.

– Ab 2022 sorgten Sanktionen für einen starken Rückgang des Handelsvolumens.

– Die US-Exporte nach Russland fielen von 2021 bis 2024 um mehr als 90 Prozent.

– Die Energieimporte, insbesondere russisches Schweröl für die Dieselproduktion in den USA, gingen zurück, während der Fokus der US-Importe auf Düngemittel und Metalle verschob.

– Das Handelsdefizit der USA reduzierte sich von 23,3 Milliarden Dollar im Jahr 2021 auf 2,5 Milliarden Dollar im Jahr 2024.

– Russlands Importe aus den USA waren 2024 minimal und repräsentierten nur einen kleinen Teil der gesamten russischen Importe.

Die Analyse der Handelsdaten zeigt, dass von allen Warenkategorien die US-Importe russischer Düngemittel am wenigsten zurückgegangen sind. Trotz eines Gesamtrückgangs der US-Importe aus Russland von 22,5 Milliarden Dollar im Jahr 2020 auf 3,1 Milliarden Dollar im Jahr 2024 blieben Düngemittel ein wichtiger Importposten, auch wenn ihr Anteil fast halbiert wurde.

Russland ist, nach Kanada, der zweitgrößte Lieferant von Düngemitteln für die USA. Der Versuch, russische Düngemittel durch kanadische oder heimische Quellen zu ersetzen, könnte die Preise weiter in die Höhe treiben. Trumps Vorschlag, im Jahr 2025 einen 100-Prozent-Zoll auf russische Düngemittel einzuführen, würde die Preissteigerungen verschärfen und vor allem die Lebensmittelpreise beeinflussen.

Mehr zum Thema: – Drastische Senkung des Leitzinssatzes durch die russische Zentralbank – Die Auswirkungen auf Inflation, Kredite und den Rubel.

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