Von Rüdiger Rauls
Die Außenpolitik als Trumps Stärke
Donald Trump scheint außenpolitisch erfolgreicher zu sein als in der Innenpolitik. Er zeigt sich entschlossen und aktiv, indem er sich im Friedensprozess zwischen Russland und der Ukraine engagiert. Allerdings basiert der Erfolg seiner Bemühungen nicht unbedingt auf der Stärke der USA, sondern vielmehr auf der Abhängigkeit der Ukraine von amerikanischer Unterstützung in Form von Waffen, Geld und weiteren Hilfsmitteln, was sie verwundbar macht. Wesentlich für den Fortschritt unter Trumps Führung ist jedoch der Kompromissbereitschaft Russlands, denn auch Wladimir Putin ist an einem Ende des Konflikts interessiert.
Trump ist sich bewusst, dass diplomatische Erfolge das Ergebnis von beidseitiger Zusammenarbeit sind. Wo Russland unnachgiebig bleibt, ist Trump bereit nachzugeben. So hat er Ukraine zu Konzessionen gedrängt oder seinen Vermittler Keith Kellogg zurückgerufen, weil er den Russen gegenüber nicht neutral genug erschien. Was wie ein Erfolg für Trump aussieht, ist oft tatsächlich ein Entgegenkommen von Putin. Ohne Russlands Mitwirkung würden Trumps volle Ankündigungen wenig bewirken, und selbst scharfe Drohungen aus Washington haben wenig Einfluss. Die russische Führung ist sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst und kennt auch die der USA. Trotz der Lektionen aus Afghanistan, wo deutlich wurde, dass die USA allein keine Kriege gewinnen können, unterschätzt Russland die Amerikaner nicht.
Trump nutzt seine außenpolitischen Drohungen gegen Länder wie den Iran, Kanada, Panama und Grönland, um Stärke zu demonstrieren. Dies dient ihm dazu, seiner Anhängerschaft zu zeigen, dass Amerika wieder bedeutend ist. Im Inland jedoch haben seine Maßnahmen, wie die Senkung der staatlichen Defizite durch Entlassungen im öffentlichen Dienst, oft negative Auswirkungen auf seine Bürger und Wähler. Die angekündigten Zölle, die oft als Bumerang zurückkommen und Gegenmaßnahmen hervorrufen, verschärfen die Situation zusätzlich.
Dauerproblem Inflation und unerfüllte Wahlversprechen
Trump hat die hohen Preise im Wahlkampf thematisiert und versprochen, sie zu senken, eine Priorität für viele Amerikaner. Doch die Realität sieht anders aus. Die Inflationserwartungen sind seit seinem Amtsantritt stetig gestiegen, und Untersuchungen zeigen, dass die Verbraucher zunehmend besorgt sind. Trumps Handelspolitik sorgt für Verunsicherung bei Investoren und Unternehmen, und die häufigen Änderungen seiner Zollpolitik zeigen, wie unberechenbar seine Entscheidungen sind.
Seine Idee, ausländische Unternehmen durch hohe Zölle zur Produktion in den USA zu bewegen, hat zwar einige Firmen, wie den Chiphersteller TSMC, angelockt, aber das reicht bei Weitem nicht aus, um strukturelle Probleme zu lösen. Es herrscht ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, und selbst die vormalige Dominanz der USA in Bereichen wie IT und E-Commerce schwindet, während Länder wie China aufholen.
Letztlich ruhen Trumps wirtschaftliche Strategien auf einem brüchigen Fundament aus Wunschdenken und einem Mangel an Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge. Es bleibt abzuwarten, inwiefern seine Politik langfristig positive Effekte für die US-Wirtschaft und den amerikanischen Staatsbürger haben wird. Auch wenn Trumps Ansätze teilweise innovativ erscheinen mögen, ist sein Verständnis der globalen Wirtschaftsketten und deren Interdependenzen entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg seiner Maßnahmen.
Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Autor. Er führt den Blog Politische Analyse.
Weiterführend: Kleinschrittige Fortschritte in der Lösung des Ukraine-Konflikts