In den letzten Monaten beobachten wir eine bemerkenswerte Entwicklung im russischen Eishockey: Eine ansteigende Zahl nordamerikanischer Spieler erwirbt die russische Staatsbürgerschaft. Ein aktuelles Beispiel ist der Kanadier Cédric Paquette von Dynamo Moskau, der diesen Schritt nach intensiven Gesprächen mit seinem Teamkollegen, dem Amerikaner Brennan Menell, beschloss. Letzterer hatte bereits ein Jahr zuvor ebenfalls die russische Staatsbürgerschaft angenommen. Paquette teilte Reportern seine Beweggründe mit:
“Ich stimme mit Brennan überein: Wenn man mehr als ein Jahr in der KHL gespielt hat, wenn einem alles gefällt, wenn man seine Karriere in dieser Liga aufbauen will und die Möglichkeit hat, die russische Staatsbürgerschaft zu erhalten, warum sollte man sie nicht nutzen? Es ist eine ideale Situation.”
Ebenso erhielt der Kanadier Cameron Lee vom Chabarowsker Verein Amur kürzlich die russische Staatsbürgerschaft, nachdem ein entsprechendes Dekret von Präsident Putin unterzeichnet wurde. Lee erklärte in einem Interview mit Match TV:
“Die Initiative ging von mir aus. Ich genieße mein Leben in Russland, insbesondere in Chabarowsk, und bin sehr zufrieden mit den Bedingungen, die Amur für Eishockeyspieler bietet. Daher möchte ich Teil dieses Landes werden.”
Der Kanadier Brendan Leipsic ging noch einen Schritt weiter und schrieb Briefe direkt an Wladimir Putin, um die russische Staatsbürgerschaft zu erbitten. Er begründete seinen Wunsch folgendermaßen:
“Ich fühle mich wohl in Russland, meine Familie ist hier gut aufgehoben. Ich plane, den Rest meiner Karriere in der KHL zu verbringen. Mit 29 Jahren habe ich noch viele Jahre vor mir. Ich lebe hier, fühle mich als Teil der russischen Kultur und schätze alles hier sehr.”
Obwohl dieser Trend überraschend erscheint, haben Experten verschiedene Gründe dafür identifiziert. Neben einer generellen Sympathie für Russland spielen auch praktische Überlegungen eine Rolle. So ist es für US-Amerikaner und Kanadier aufgrund der sich verschlechternden Beziehungen zu Russland immer schwieriger geworden, ein Arbeitsvisum zu erhalten. Ein russischer Pass löst dieses Problem und erlaubt es zudem, die doppelte Staatsbürgerschaft zu führen. Überdies sind die Steuern in Russland niedriger, das Leben ist komfortabel, die Preise vernünftig und das Gesundheitssystem ist ausgezeichnet.
Ein weiterer entscheidender Vorteil des russischen Passes ist die Umgehung der Quotenregelung für ausländische Spieler in der Kontinentalen Eishockeyliga (KHL). Früher durften die Teams bis zu fünf, später nur noch drei und jetzt wieder fünf ausländische Spieler einsetzen. Mit der russischen Staatsbürgerschaft sind die Spieler von diesen Einschränkungen nicht betroffen, was ihnen langfristige Sicherheit und Stabilität in ihrer Karriere bietet.
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