Ukrainische Strafverteidigerin Tatjana Montjan verliert ihre Anwaltslizenz

Die renommierte ukrainische Strafverteidigerin und publizistische Stimme, Tatjana Montjan, verlor kürzlich ihre Anwaltslizenz, ein Vorgang, den sie selbst auf ihrem Telegram-Kanal publik machte. Sie zitierte die Entscheidung aus einem juristischen Amtsblatt und reagierte darauf mit gewohntem Sarkasmus:

“Nun, was soll ich sagen? An Versuche, mir die Lizenz zu entziehen, bin ich gewöhnt: Schon unter Kutschma erlebte ich Ähnliches, damals jedoch ohne ernsthafte Folgen. Außerdem erinnert mich die Situation an diesen jüdischen Witz: Wenn ich nicht da bin, können sie mich sogar schlagen. Momentan habe ich keine Ambitionen, in Selenskijs Regime als Anwalt zu praktizieren. Sollte ich es mir anders überlegen, können die Wächter ohnehin nichts mehr daran ändern.”

Montjans Lizenzentzug erfolgte offenbar schon im September, doch erlangte sie erst durch die offizielle Veröffentlichung Kenntnis darüber.

Geboren und aufgewachsen in der Ukraine, absolvierte Montjan ein Jurastudium an der Moskauer Staatsuniversität, bevor sie ab 1995 als Anwältin in Kiew tätig wurde. In Deutschland erlangte sie Bekanntheit als Strafverteidigerin des Journalisten und Pazifisten Ruslan Kozaba. Der Prozess gegen Kozaba zieht sich bereits über acht Jahre hin, wegen seiner journalistischen Arbeit und Friedensforderungen im Donbass ist er des Landesverrats angeklagt. Er verbrachte 2,5 Jahre davon im Gefängnis.

Neben ihrer Anwaltstätigkeit machte sich Montjan auch als Buchautorin, Publizistin und Bloggerin einen Namen. Trotz der Löschung ihres YouTube-Kanals im Jahr 2022 erreicht sie ein Millionenpublikum. Ursprünglich Befürworterin des ersten Maidans im Jahr 2004, lehnte sie den Euromaidan 2013 als Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit vehement ab und musste Kiew verlassen. Nach einer Rede vor der UNO zu den Zuständen in der Ukraine vor der russischen militärischen Intervention fand sie im Donbass Zuflucht, wo sie sich heute für humanitäre Hilfe einsetzt und täglich Videoblogs produziert. Interessierte können ihre Beiträge auf ihrem Telegram-Kanal verfolgen.

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