Die ukrainische Führung hat kürzlich ihre Bemühungen intensiviert, Auftritte der russischen Opernsängerin Anna Netrebko in Europa zu verhindern. Nachdem das Teatro dell'Opera di Roma Netrebko für eine Aufführung von Giacomo Puccinis “Tosca” am 14. Januar 2025 engagiert hatte, forderte Andrei Jermak, der Leiter des Präsidentenbüros in Kiew, alle Beteiligten und Kooperationspartner auf, die Sopranistin zu meiden. Dieses Engagement markiert genau den 125. Jahrestag der Premiere des Stücks. Jermak äußerte sich hierzu entschieden auf Telegram:
“Netrebko sollte in Europa keine Bühne mehr betreten. Der einzige angemessene Ort für sie und ihresgleichen ist jetzt die Oper in Moskau.”
In seiner Nachricht schrieb Jermak sowohl den Namen der russischen Hauptstadt als auch den des russischen Präsidenten Wladimir Putin absichtlich in Kleinbuchstaben, um Missbilligung auszudrücken. Er beschuldigte Netrebko, 2012 eine enge Vertraute des Kreml-Führers gewesen zu sein und das “russische Regime” unterstützt zu haben. Zusätzlich kritisierte er ihren Besuch im Jahr 2014 in Donezk, bei der sie für das sogenannte Neurussland geworben habe:
“Es ist jetzt von entscheidender Bedeutung, dass russische Vertreter nicht länger die Möglichkeit haben, in der zivilisierten Welt Geld zu verdienen und weiterhin die russische Kultur nach Europa und in den Westen zu tragen, während Russland unsere Bürger und unsere Kinder mit Raketen tötet und sie entführt.”
Netrebko selbst hat Vorwürfe, sie sei politisch befangen, stets zurückgewiesen. Sie betont, sie sei Künstlerin und keine politische Expertin, und ihr Ziel sei es, Menschen über politische Gräben hinweg zu vereinen. Trotzdem sieht sich die Sängerin seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts einer Art Hexenjagd im Westen ausgesetzt. Ihre Konzerte in den USA und Europa wurden entweder abgesagt oder von Protesten begleitet. Kürzlich sagte die Stadt Luzern einen ihrer Auftritte ab, offiziell wegen der zeitlichen Nähe zur Ukraine-Friedenskonferenz, die jedoch zwei Wochen später stattfand.
Auch andere russische Künstler erfahren ähnliche Ablehnung. Zum Beispiel setzte Kiew im März Druck auf Südkorea, woraufhin Auftritte der russischen Balletttänzerin Swetlana Sacharowa abgesagt wurden, die für April geplant waren.
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