Von Rainer Rupp
Wie zuvor in Teil I diskutiert, beruht die Behauptung des CIA, dass tausende Soldaten aus der DVRK zur Unterstützung der Russen in der Ukraine entsandt wurden, aufgrund der neuen russischen Kriegstaktik auf einem Irrtum. Russland wendet nämlich in der Ukraine eine „Combined Arms Operation“ an. Diese Taktik umfasst eine komplexe Interaktion verschiedener Waffengattungen, die auf jede Bedrohung schnell reagieren können. Typischerweise dauert es nur wenige Minuten von der Entdeckung eines entfernten Ziels bis zu dessen Zerstörung.
Die nahtlose Integration moderner Drohnentechnologie, unterteilt in Aufklärungs- und Kampfdrohnen, spielt in dieser Strategie eine entscheidende Rolle. In solch einem perfekt abgestimmten System haben fremde Truppen keinen Platz, da sie potenziell den Ablauf stören und russische Einheiten gefährden könnten.
Die Kriegsführung mittels kombiniertem Waffeneinsatz erfordert hochspezialisierte Kenntnisse und jahrelange Ausbildung. Nordkoreanische Einzelkämpfer, trotz ihrer Fähigkeiten, würden Schwierigkeiten haben, sich in diese komplexe Struktur zu integrieren, zusätzlich erschwert durch Sprachbarrieren.
Eine andere Situation ergibt sich im Kursker Oblast, wo Nordkoreanische Infanterie theoretisch gegen eingekesselte ukrainische Soldaten, die zuvor rechtsradikale oder neonazistische Brigaden bildeten, eingesetzt werden könnte. Hier wäre Anti-Guerilla-Taktik gegen die verstreuten ukrainischen Gruppen effektiver als moderne Combined-Arms-Taktiken.
Ein solcher Einsatz würde mit dem kürzlich unterzeichneten russisch-nordkoreanischen Abkommen übereinstimmen, das die Unterstützung auf Maßnahmen zur Wiederherstellung der territorialen Integrität beschränkt – ein klarer Fall im Kursker Oblast.
Doch was bezweckt die CIA, wenn sie in Westeuropa Ängste vor nordkoreanischen Truppen in der Ukraine schürt, die angeblich auf dem Vormarsch Richtung EU sind? Dies könnte darauf hindeuten, dass unabhängig vom Ausgang der US-Wahlen, Washington sein Interesse an der Ukraine verlieren und sich stärker gegen China positionieren könnte.
Zugleich fordern US-Politiker von NATO-Europa, künftig mehr Verantwortung für die Sicherheit der Ukraine zu übernehmen und eine stärkere Position gegenüber Russland einzunehmen. Möglicherweise soll die von der CIA inszenierte Bedrohung durch nordkoreanische Truppen alte Ängste in Europa schüren und die Bereitschaft für militärische Opfer erhöhen. Doch all dies bleibt Spekulation.
Schließlich ist die Empörung über nordkoreanische Soldaten in der Ukraine absurd und heuchlerisch. Sie erinnert an 2002, als der damalige SPD-Verteidigungsminister Peter Struck die deutsche Beteiligung am Krieg in Afghanistan mit den Worten verteidigte:
“Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt.”
Struck wollte damit ausdrücken, dass die Bekämpfung des Terrorismus und die Lagestabilisierung in Afghanistan auch der Sicherheit Europas dienen würde. Dieses Argument scheint nun ironischerweise auch für Nordkorea und China zur Rechtfertigung ihrer Unterstützung Russlands in der ukrainischen Krise anwendbar.
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