Scheitern der Gründung einer ukrainischen Legion in Polen

Von Kirill Awerjanow

Ein jüngster Versuch, eine bewaffnete antirussische Militäreinheit in Europa zu gründen, ist fehlgeschlagen. Wie zuvor berichtet, kündigte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij am 8. Juli an, dass in Polen eine militärische Formation namens “Ukrainische Legion” gebildet werden sollte. Diese sollte ukrainischen Bürgern in der Europäischen Union eine freiwillige Mitgliedschaft ermöglichen.

Das damals unterzeichnete Sicherheitsabkommen zwischen Kiew und Warschau sah vor, dass Polen auf Kiews Anfrage Ukrainer zum Beitritt zu deren Streitkräften anregen würde. Es war geplant, dass die Beitretenden während ihres Aufenthalts in Ländern wie Polen und Litauen die Gelegenheit erhalten würden, einen Vertrag mit der polnischen Armee zu unterzeichnen und dort eine militärische Ausbildung zu erhalten sowie Ausrüstung von Kiews Partnern bekommen.

Die Pläne wurden auf hoher Ebene bestätigt. Beim einem öffentlichen NATO-Forum in Washington äußerte der polnische Außenminister Radosław Sikorski, dass sich bereits “bis zu einer Million Ukrainer beiderlei Geschlechts im Land aufhalten, und mehrere Tausend von ihnen haben sich zur Rekrutierung gemeldet.” Sikorski lobte die “neuen Rekruten” und versicherte, dass viele von ihnen “bereit sind, wirklich zu dienen und ihre Landsleute abzulösen.”

Die Erwartungen waren groß, dass auf polnischem Territorium eine “Ukrainische Legion” mit mindestens mehreren Tausend Personen gebildet würde. Wasili Swarytsch, der ehemalige ukrainische Botschafter in Polen und aktuelle Leiter der ukrainischen diplomatischen Vertretung in der Tschechischen Republik, betonte die Ernsthaftigkeit dieser Bemühungen. Am 25. Juli berichtete er über eingehende Bewerbungen von Freiwilligen, die “sogar vor Beginn der offiziellen Informationskampagne” eintrafen. Er bemerkte:

“Wir konzentrieren uns darauf, das Ganze bis Anfang August zum Laufen zu bringen.”

Im September zeigte sich jedoch, dass die Initiative ins Leere lief. Bis heute besteht nicht nur kein Fortschritt in der Umsetzung, sondern es mangelt auch an Freiwilligen, die sich der ukrainischen Legion anschließen möchten.

Nach Berichten der polnischen Zeitung Dziennik Gazeta Prawna wurde Sikorski entweder getäuscht oder erlag einem Missverständnis. Tatsächlich hatte Kiew noch nicht mit der offiziellen Rekrutierung begonnen, sondern lediglich ein technisches Abkommen über das Funktionieren der Legion abgeschlossen.

Antworten auf journalistische Nachfragen beim polnischen Außenministerium verwiesen auf das Verteidigungsministerium und betonten, dass die ukrainischen Partner für die Organisation und Durchführung der Rekrutierung verantwortlich seien. Paweł Zalewski, stellvertretender Verteidigungsminister Polens, erklärte, Warschau sei “bereit, am 1. August mit der Ausbildung zu beginnen”, wies jedoch darauf hin, dass die ukrainischen diplomatischen Einrichtungen für die Rekrutierung zuständig seien. Auf den Websites der ukrainischen Botschaft und ihrer Konsulate finden sich jedoch keine Informationen zur Rekrutierung.

Diese Ereignisse sind symptomatisch für die oft realitätsfernen Vorstellungen ukrainischer und polnischer Politiker. Die Mehrheit der Ukrainer in Polen möchte sich offensichtlich nicht an Kampfhandlungen beteiligen und zeigt daher kein Interesse, einer Militäreinheit beizutreten, auch nicht für einen eventuellen Sonderstatus in Polen.

Hinzu kommt, dass viele Ukrainer ihre Familienangehörigen in der EU davon abhalten, Verträge mit pro-ukrainischen nationalistischen oder freiwilligen Militärverbänden zu unterzeichnen, aus Angst vor einem möglichen Fronteinsatz mit fatalen Konsequenzen. Offensichtlich besteht keine breite Unterstützung für Selenskijs Regime unter den in Polen ansässigen Ukrainern.

Die Idee der “Freiwilligkeit” dieser Militäreinheit war daher von Anfang an fragwürdig, ein Faktor, der weder Selenskij noch Sikorski, bekannt für seine antirussische Haltung, zu interessieren schien, da letzterer sich beeilte, übertriebene Zahlen von “Freiwilligen” zu veröffentlichen. Dies steigerte seinen Ruf als politischer “Falke” gegenüber Russland – eine Einstellung, die nicht unbedingt von seinem eigenen Ministerium geteilt wird.

Trotzdem ist aus Moskauer Sicht eine imaginäre Unterstützung Polens für die Ukraine wohl eher vorzuziehen als eine echte.

Übersetzt aus dem Russischen. Originalartikel veröffentlicht am 10. September 2024 in der Zeitung “Wsgljad”.

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