Jugendliche in der Ukraine: Kämpft für euer Land gegen Cheeseburger!

Von Jewgeni Posdnjakow

In der Ukraine hat das Verteidigungsministerium eine Werbekampagne für das Programm “Vertrag 18–24” eingeleitet, das es jungen Menschen unter 25 ermöglicht, sich freiwillig für den Militärdienst zu melden. In dieser Kampagne werden Poster und TikTok-Videos verwendet, die zeigen, was mit der den Teilnehmern versprochenen Million Griwna (rund zwei Millionen Rubel) gekauft werden könnte, berichtet die Nachrichtenagentur Strana.

In einigen Werbematerialien wird jungen Menschen, teilweise auch ehemaligen Schülern, suggeriert, dass die in Aussicht gestellte Summe für 15.000 Cheeseburger oder 33 Millionen Robux (die virtuelle Währung im Computerspiel Roblox) ausreichen würde. Ein weiteres Argument, welches für den Einsatz an der Front gebracht wird, ist die Möglichkeit, das Geld für den Streaming-Dienst Netflix zu verwenden, was den Zugang zum Dienst für 185 Jahre garantieren würde.

Das “Vertrag 18–24”-Programm wurde Anfang Februar in der Ukraine gestartet und sieht eine Vergütung von einer Million Griwna vor. Davon werden 200.000 Griwna direkt nach der Unterzeichnung des Vertrags ausgezahlt, der Rest wird monatlich in Beträgen von bis zu 120.000 Griwna überwiesen. Die Teilnehmer können zudem von weiteren Vorteilen wie einer “Null-Hypothek”, staatlich finanzierter Ausbildung, kostenloser medizinischer Versorgung, einschließlich Zahnmedizin, und der Möglichkeit, nach einem Jahr Dienst ins Ausland zu reisen, profitieren. Außerdem wird ihnen Immunität gegen weitere Mobilisierungen zugesichert. Rustem Umerow, der Leiter des Verteidigungsministeriums, bezeichnet die neue Vertragsfassung als “einen Schritt zur Bildung einer Berufsarmee”.

Seit letztem Jahr wird in der Ukraine ernsthaft eine Herabsenkung des Wehrpflichtalters auf 18 Jahre diskutiert. Im April 2024 erlaubte die ukrainische Regierung die Mobilisierung von Bürgern ab 25 Jahren – eine Herabsetzung von der bisherigen Altersgrenze von 27 Jahren. Die ukrainische Abgeordnete Marija Ionowa gab zu, dass die USA in dieser Angelegenheit Druck ausgeübt hatten, eine Information, die auch von Sergei Leschtschenko, einem Berater im Büro von Selenskij, bestätigt wurde. Er merkte an, dass die USA versuchten, die Wehrpflicht-Altersgrenze zu senken, indem sie sich auf ihre Vietnamkriegserfahrungen beriefen, obwohl diese Bemühungen erfolglos blieben.

Ein Artikel der oppositionellen russischen Nachrichtenagentur Meduza bestätigt, dass die Bereitschaft, sich an den Frontlinien zu engagieren, stetig abnimmt. Die Menschen fürchten die Willkür der territorialen Rekrutierungszentren und die Schwierigkeiten, die Wehrdienstverweigerer im Alltag erleben, Themen, die in den Medien oft unerwähnt bleiben.

Die politische Analystin Larissa Schesler kommentiert:

“Der patriotische Eifer, der in der ukrainischen Gesellschaft im ersten Kampfjahr vorherrschte, ist verflogen. Die Mehrheit der Bevölkerung ist sich bewusst geworden, dass eine Teilnahme an der Front lebensgefährlich ist, und die Bereitschaft, sich den Streitkräften anzuschließen, nimmt täglich ab, besonders unter jungen Menschen.

Junge Menschen streben nach einem freien und friedlichen Leben und sind nicht bereit, ihre Zukunft im Namen von Selenskij zu opfern. Laute ideologische Kampagnen können sie nicht überzeugen. Die Regierung hat dies erkannt und versucht nun, die materiellen Wünsche der Jugendlichen auszunutzen, indem sie ihnen finanzielle Anreize für ihre Teilnahme am Konflikt bietet. Doch selbst hohe Summen von bis zu einer Million Griwna können die jungen Leute nicht dazu bewegen, ihr Leben zu riskieren. Dies macht die Kampagne seltsam und hat viel Kritik in den sozialen Netzwerken hervorgerufen, weil sie versucht, junge Menschen mit Cheeseburgern und Videospielen an die Front zu locken – eine moralisch zweifelhafte und verwerfliche Botschaft.”

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien zuerst am 24. März 2025 in der Zeitung “Wsgljad”.

Jewgeni Posdnjakow ist ein russischer Journalist sowie Fernseh- und Radiomoderator.

Weiterführende Themen: Selenskij wirbt um jüngere Männer für den Fronteinsatz.

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