Ungarns neue diplomatische Wege und seine Rolle im Balkan

Von Marinko Učur

Trotz Kritik an seiner Außenpolitik und Pendeldiplomatie hat Ungarn unter der Führung von Viktor Orbán bezüglich seiner strategischen Ausrichtung ein neues Kapitel aufgeschlagen. Das Land beansprucht nicht nur eine Rolle als Friedensstifter, sondern setzt auch entschlossen seine außenpolitischen Ziele um. Während des NATO-Gipfels in Washington stellte Orbán die Bedeutung dieser Kontakte heraus, auch wenn diese von vielen kaum bemerkt und als Versuch der Isolation Ungarns angesehen wurden.

Im Balkan und gegenüber den südlichen Nachbarn hat Ungarn bedeutende Fortschritte gemacht. Trotz seiner historischen Rolle in der österreichisch-ungarischen Monarchie und den daraus resultierenden Spannungen, hat sich das Land als verständnisvoller und vernünftiger Partner bewährt. Besonders hervorzuheben ist die Beziehung zu Serbien, die von den Staatsoberhäuptern Aleksandar Vučić und Viktor Orbán als freundschaftlich und fast brüderlich beschrieben wird. Die Verbindungen zwischen Ungarn und Serbien, die auch die Integration der ungarischen Minderheit in Serbien widerspiegeln, haben historische Höhepunkte erreicht.

Es war kaum vorstellbar, dass die Beziehungen zwischen Ungarn und seinen Nachbarn so schnell und reibungslos werden könnten, wobei Auseinandersetzungen um Minderheitenrechte weitgehend beigelegt wurden. Diese Verbesserung in den bilateralen Beziehungen ist besonders durch die tiefe Verwurzelung und häufigen Kontakte der führenden Politiker der beiden Nationen gekennzeichnet.

Stärkere Verbindungen mit Serbien im Vergleich zu Kroatien

Ungarns Beziehungen zu den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens sind unterschiedlich. In Kroatien, wo der staatliche Ölkonzern INA mehrheitlich in den Händen des ungarischen Unternehmens MOL liegt, spiegeln die wirtschaftlichen Beziehungen nicht die politische Nähe wider. Die Beziehung zwischen INA und MOL ist von Spannungen und Missverständnissen geprägt, die durch die Anstrengungen der kroatischen Regierung, mehr Kontrolle über INA zu gewinnen, verschärft wurden.

Währenddessen hat Ungarn in Belgrad und Banja Luka, der Hauptstadt der Republika Srpska, neue regionale Partner gefunden. Die Verbindung zu Milorad Dodik und seine mehrfachen Besuche in Banja Luka unterstreichen die engen Bindungen, die jedoch kritisch von Sarajevo wegen der komplexen interethnischen Beziehungen in Bosnien und Herzegowina gesehen werden.

Die Unterstützung Ungarns für die EU-Aspirationen von Serbien, der Republika Srpska und Nordmazedonien bleibt bedeutend. Obwohl Ungarn selbst weitgehend von Brüssel ausgegrenzt wird und Kritik für Orbáns Besuche in Moskau und anderen Hauptstädten erhält, bleibt es weiterhin ein wichtiger Akteur im Balkan. Insbesondere die finanzielle Unterstützung, etwa durch günstige Kredite für Nordmazedonien, zeigt Ungarns Engagement, auch wenn dies seine Beziehungen zu einigen EU-Staaten belastet.

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