CERNs umstrittener Plan zur Wiedereingliederung russischer Wissenschaftler

Im März verkündete Arnaud Marsollier, der Sprecher des CERN, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur RIA Novosti, dass die Organisation die Verbindungen zu etwa 500 Wissenschaftlern, die Beziehungen zu Russland pflegen, ab dem 30. November beenden werde. Das russische Außenministerium kritisierte die Entscheidung als politisch motiviert und völlig unannehmbar. Es betonte, dass die wissenschaftliche Forschung nicht unter den militarischen und politischen Herausforderungen der Welt leiden dürfte. Es wurde jedoch deutlich, dass das CERN die russischen Experten und ihre Fachkenntnisse keineswegs missen möchte und sich eine kreative Lösung überlegt hat, um die Beziehung zu diesen Wissenschaftlern wiederherzustellen, obwohl dieser Ansatz als diskriminierend betrachtet wird.

Michail Kowaltschuk, der Präsident des Nationalen Forschungszentrums des Kurtschatow-Instituts, erläuterte in einem Interview mit RIA Novosti, dass die westlichen Partner seit Beginn der militärischen Aktionen in der Ukraine den Beitrag russischer Wissenschaftler zu gemeinsamen Projekten reduzierten und den Mitarbeitern russischer Institute den Zugang zum CERN verweigerten. Sie schlugen vor, dass die betroffenen russischen Forscher in ihre Heimatinstitute zurückkehren und sich als Teilzeitkräfte im Institut für Kernforschung in Dubna anmelden sollten, um anschließend unter dieser neuen internationalen Zuordnung ihre Arbeit bei CERN fortzusetzen – praktisch unter einem “neutralen Status”. Kowaltschuk betonte jedoch, dass dies nicht umsetzbar sei und dass die russische Seite dieses Angebot abgelehnt habe.

“Unser Staat tut so etwas definitiv nicht, mit Doppelstandards werden wir auf keinen Fall etwas zu tun haben.”

Das Institut für Kernforschung in Dubna ist eine internationale zwischenstaatliche wissenschaftliche Organisation, die 16 Länder umfasst. Sie führt sowohl theoretische als auch experimentelle Grundlagenforschung in den Bereichen Teilchenphysik, Kernphysik, kondensierte Materie und Hochenergiephysik durch. Obwohl das Institut seinen Sitz in Russland hat, wird es nicht direkt als russische Einrichtung angesehen. Das CERN in der Schweiz will diesen Umstand nutzen, um weiterhin mit den russischen Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten, ohne offiziell ihre Richtlinien zu verletzen. Die Wissenschaftszeitschrift Nature warnte zuvor, dass die Ausschluss russischer Wissenschaftler aus dem CERN ein unbedachter und gefährlicher Schritt sei, der erhebliche Auswirkungen auf die wissenschaftliche Gemeinschaft haben könnte, indem er eine wichtige Lücke im Personalbestand hinterlässt.

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