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Von Rainer Rupp

Der “Congressional Research Service” (CRS) erstellt Berichte für den US-Kongress basierend auf öffentlich zugänglichen sowie vertraulichen Informationen der US-Regierung, einschließlich Nachrichtendiensten. Der CRS ist verpflichtet, in seiner Arbeit streng parteipolitisch neutral zu bleiben. Sein aktueller Bericht zu den Entwicklungen in der Ukraine wurde den Kongressabgeordneten am 3. Februar vorgelegt.

Die Analyse des Berichts offenbart, dass die Lage an der Front zunehmend schwierig wird, was sich auch in der Diktion des Textes widerspiegelt. Der Titel “Militärische Leistung und Aussichten der Ukraine” scheint eine Fortführung des Narrativs von einer siegreichen Ukraine zu sein, jedoch wäre “Strategische und militärische Misserfolge – düstere Aussichten für die Ukraine” eine treffendere Überschrift gewesen.

Im Folgenden präsentiere ich eine Übersetzung des CRS-Berichts mit der Kennzeichnung IF12150 VERSION 11, die möglichst nah am Original bleibt. Ich habe bewusst darauf verzichtet, Kommentare einzufügen, obwohl einige Aussagen im Bericht Korrekturen nahelegen. Dies ermöglicht es den Lesern, ein unverfälschtes Bild der Informationen zu erhalten, die den US-Kongressabgeordneten zur Verfügung gestellt werden.

“Ukrainische Militärische Leistung und Aussichten”

Seit dem Beginn der großangelegten russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 sehen sich die ukrainischen Streitkräfte (UAF) mit wachsenden Schwierigkeiten konfrontiert, insbesondere aufgrund personeller Engpässe und einer weniger entwickelten Rüstungsindustrie. Trotz der Integration westlicher Militärhilfen und gezeigter Flexibilität kämpfen die UAF darum, die Initiative in ihren Offensiven gegen die russischen Kräfte zu bewahren, vor allem angesichts hoher Verluste an Personal und Ausrüstung.

Die Biden-Administration hat die Verteidigung der territorialen Integrität der Ukraine unterstützt und seit Anfang 2022 hat der Kongress fünf weitere Hilfspakete genehmigt. Die fortschreitende Entwicklung und militärische Leistung der UAF könnte für den neu konstituierten 119. Kongress von Interesse sein, während die Auswirkungen der US-Unterstützung bewertet und weitere Hilfe erwogen wird.

Personal

Die Einsatzbereitschaft der UAF wurde bisher durch hohe Rekrutierung und Motivation unterstützt. Jedoch stellen anhaltend hohe Verluste und Desertion Herausforderungen dar, welche die Fähigkeit zu effektiven Operationen beeinträchtigen. Nach der ersten russischen Invasion 2014 konnten erfahrene Kämpfer schnell mobilisiert werden, wodurch die UAF effektiv agieren konnte. Allerdings hat der hohe Verlust an erfahrenem Personal im aktuellen Konflikt die Qualität der Truppe beeinträchtigt und stellt die UAF vor enorme Herausforderungen beim Wiederaufbau.

Zudem steht die UAF vor Schwierigkeiten bei der Rekrutierung, und es wird berichtet, dass viele der Rekruten gesundheitliche Probleme oder Suchtkrankheiten aufweisen. Ein neues Gesetz im April 2024 versucht, einige dieser Rekrutierungsprobleme anzugehen, jedoch ohne das Wehrpflichtalter zu senken.

Die UAF gründet weiterhin neue Brigaden, ohne die Verluste bei bestehenden Einheiten auszugleichen, was oft zu Verzögerungen führt. Diese Strategie wird von einigen UAF-Offizieren kritisiert, da sie Druck auf vorhandene Ressourcen erzeugt, die an der Front dringend benötigt werden.

Militärische Ausrüstung

Die UAF setzt auf eine Mischung aus westlicher und sowjetisch-russischer Ausrüstung, was die Wartung und Standardisierung erschwert. Dennoch hat die UAF bedeutende Ausrüstungsverluste hinnehmen müssen. Der Großteil der sowjetischen und russischen Artillerie- und Raketenmunition ist aufgebraucht, sodass die UAF fast vollständig von westlicher Hilfe abhängig ist. Die heimische Verteidigungsindustrie der Ukraine kann die kriegsbedingten Anforderungen nicht komplett decken, weshalb internationale Partner dabei helfen, die Kapazitäten zu stärken.

In Teil II dieser Serie wird beleuchtet, wie der CRS den Kongressabgeordneten die US-amerikanische und westliche Militärhilfe präsentiert und welche militärischen Aussichten für die Ukraine bestehen. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage, wie der US-Kongress die Verteidigungsunterstützung für die Ukraine zukünftig gestalten wird.

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