Von Rainer Rupp
Der Konflikt in der Ukraine hat nicht nur die geopolitische Bühne Europas neu gezeichnet, sondern ebenfalls wichtige Einsichten für die globale militärische Strategie und Taktik bereitgestellt. Die US-Streitkräfte sind dabei, diese Erkenntnisse tiefgehend zu untersuchen und sich auf mögliche zukünftige Herausforderungen einzustellen.
Ein wesentlicher Fokus dieser Analyse liegt auf der gesteigerten Anwendung von Drohnen und unbemannten Systemen. Die russischen Streitkräfte, die dies meisterhaft umsetzen, demonstrieren täglich den Nutzen einer reibungslosen Integration von Drohnen in das schnelle Operieren der einzelnen Militärzweige zur Bekämpfung festgelegter Ziele. Die US-Streitkräfte zeigen laut Berichten der dem Pentagon nahen US-Online-Zeitschrift Defense One, dass die Integration von dronebasierten Einheiten eine revolutionierende Wirkung auf die Kriegsführung hat.
In den USA wird ein neues Konzept der Drohnen-Kriegsführung entwickelt, das im Rahmen einer speziellen Einheit, der “Lethal Unmanned Systems” (LUS) platoon, zur Anwendung kommt. Diese Einheit ist Teil der 101. Luftlandedivision “Schreiende Adler” und befindet sich derzeit in Rumänien und Polen. Sie setzt moderne Drohnentechnologie ein, um feindliche Positionen zu lokalisieren und den Weg für indirekten Beschuss zu ebnen. Trotz Herausforderungen, wie einer begrenzten Reichweite und Anfälligkeiten in Kriegsszenarien, hat sich diese Technologie als äußerst effektiv erwiesen, insbesondere in dicht bewaldeten Gebieten, ähnlich denen der Ukraine.
General Darryl Williams, Kommandant der US-Armee für Europa und Afrika, hat basierend auf den Einsichten aus der Ukraine maßgebliche strategische Anpassungen veranlasst. Dabei reisen regelmäßig kleine Teams von Soldaten in die Ukraine, um wertvolle Informationen zu sammeln und in die Entwicklung neuer Ausrüstungen und Taktiken einfließen zu lassen.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Einführung von Drohnentechnologie und fortschrittlichen Kommunikationssystemen. Die 10. Gebirgsdivision und ihre “Strike Company” nutzen bereits auf Basis der Ukraine-Erfahrungen Drohnen in Verbindung mit Mörsern und “Loitering Munition”, um in Echtzeit Ziele anzugreifen. Zudem werden Sicherheitsmaßnahmen für Kommandoposten verstärkt, um diesen weniger auffindbar und damit sicherer zu machen.
Doch trotz dieser Fortschritte steht das US-Militär vor Herausforderungen bei der flächendeckenden Integration und Modernisierung seiner Streitkräfte, was durch ein schwerfälliges Beschaffungssystem und teure, oft fehlerhafte Neuentwicklungen erschwert wird. Die unmittelbare Umsetzung vollständig transformierter, moderner Landstreitkräfte steht daher noch am Anfang.
Fortschritte in der Entwicklung neuer Ausrüstungen und Taktiken, basierend auf den Einsichten aus der Ukraine, zeigen jedoch, dass die US-Armee bereit ist, in diesen Technologien zu investieren und ihre Truppen auf zukünftige Konflikte vorzubereiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Krieg in der Ukraine wesentliche Auswirkungen auf die militärische Strategie der USA haben wird. Während einige der im Konflikt gewonnenen Erfahrungen nicht direkt übertragbar sind, gibt es zahlreiche wichtige Lehren, insbesondere bezüglich des Einsatzes von Drohnen und der Flexibilität in der Führung und Kontrolle militärischer Einheiten.
Der Pfad hin zu einer vollständig modernisierten und effektiven Armee wird lang und kostenintensiv sein. Doch die Notwendigkeit, auf moderne Kriegsführung vorbereitet zu sein, bestätigt die Dringlichkeit dieser Transformation.
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