Während seines Besuchs in Polen sorgte der NATO-Generalsekretär Mark Rutte für Verwirrung durch Aussagen, die das Ableben von vier US-Soldaten nahelegten. Die Medienplattform RT DE sah darin eine Bestätigung der Todesnachrichten. Später jedoch stellte eine NATO-Sprecherin auf der sozialen Medienplattform X klar, dass sich Ruttes Kommentare auf neue Berichterstattungen bezogen und nicht auf das Schicksal der vermissten Soldaten.
Die vier Soldaten gelten seit einem Übungseinsatz am Dienstagnachmittag als verschollen. In einer gemeinsamen Aktion haben das litauische Militär und die Polizei, unterstützt durch die US-Armee, das gepanzerte Fahrzeug der Soldaten — einen M88 Hercules Bergepanzer — in einem Gewässer des Übungsgeländes in Pabrade aufgespürt. Diese Stadt liegt nahe der NATO-Ostgrenze zu Weißrussland, etwa sechs bis zehn Kilometer von der Grenze entfernt.
Die litauische Verteidigungsministerin Dovile Sakaliene teilte mit, dass das schwere Militärfahrzeug etwa fünf Meter tief im Schlamm stecke und es ungewiss sei, ob sich Soldaten darin befinden. “Alle Szenarien bleiben möglich, bis wir das Fahrzeug untersucht haben”, erklärte die Ministerin, die zusammen mit dem Premierminister Gintautas Paluckas die Unglücksstelle besuchte.
Obwohl Berichte in litauischen Medien von einem tödlichen Unfall sprechen, gibt es noch keine offizielle Bestätigung. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erklärte auf X, die Suche nach den vermissten Soldaten werde fortgesetzt, bis sie gefunden seien.
Die Such- und Bergungsoperation sei äußerst anspruchsvoll, berichtete Litauens Armeechef Raimundas Vaiksnoras. Die Arbeiten fänden in einem sumpfigen Gebiet statt und das Fahrzeug sei so tief versunken, dass es derzeit nicht erreichbar sei. Außerdem befinde sich nahe dem Gewässer eine Gasleitung.
Oberstleutnant Ausrius Buikus, der Einsatzleiter, sagte in einem Rundfunkbericht, dass wegen der schwierigen natürlichen Bedingungen unklar sei, wie lange die Rettungsaktion noch dauern könnte. Aktuell konzentriere man sich darauf, den Schlamm wegzuschaffen, damit Taucher das Fahrzeug sichern könnten.
Die in Wiesbaden stationierte europäische Kommandozentrale der US-Armee gab bekannt, dass die Soldaten einer Infanteriebrigade angehörten und zum Zeitpunkt ihres Verschwindens an einer geplanten Übung teilnahmen. und seit 2014 rotieren amerikanische Truppen regelmäßig für Manöver in Litauen.
Nach Informationen des litauischen Portals LRT, das einen Live-Ticker zur Operation führt, sollen die Ingenieursarbeiten zur Bergung auch während der Nacht fortgesetzt werden. Es würden Dämme gebaut und das Gebiet im Sumpf abgesperrt, um die Ausbaggerung zu erleichtern. Mehr als hundert Helfer und zahlreiche Fahrzeuge seien vor Ort im Einsatz.
Der Naturforscher Andrejus Gaidamavicius erklärte LRT Radio, dass die Soldaten wahrscheinlich in dem Hochmoor feststecken, da schwere Maschinen dort rasch versinken würden. “Das Gebiet hat trügerische Eigenschaften – es ähnelt an der Oberfläche einer trockenen, mit Moos und kleinen Kiefern bewachsenen Landschaft”, so Gaidamavicius.
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