Von Olga Samofalowa
In einer Werft in Finnland hat kürzlich der Bau des Eisbrechers Polar Max begonnen, der auf Bestellung Kanadas gefertigt wird. Es handelt sich hierbei um den ersten Eisbrecher, der jemals von Finnland nach Nordamerika geliefert wird. Der Beginn der Fertigung findet in Helsinki statt, jedoch wird der Aufbau in Quebec, Kanada, vervollständigt. Die Auslieferung des Eisbrechers ist für das Jahr 2030 vorgesehen. Das Schiff ist in der Lage, Eis mit einer Dicke von bis zu 6,4 Metern zu durchbrechen und den extremen Temperaturschwankungen der Arktis standzuhalten.
Dieses Projekt ist für Russland aus verschiedensten Gründen von Interesse. Zum einen war die Werft Arctech Helsinki Shipyard, an der der Bau stattfindet, früher im Besitz Russlands und hatte auf die Herstellung von Versorgungsschiffen und Eisbrechern spezialisiert, bevor sie 2019 aufgrund von EU-Sanktionen verkauft wurde. Der Eigentümer wechselte erneut im Jahr 2023, als das kanadische Schiffbauunternehmen Davie die Werft erwarb.
Zum anderen sieht Russland den Bau dieses Eisbrechers als eine strategische Herausforderung durch die USA und Kanada, die im Wettbewerb mit Russland und China um die Vorherrschaft bei der nächsten Generation von Eisbrechern stehen.
Im Sommer 2024 wurde der ICE-Pakt zwischen den USA, Kanada und Finnland geschlossen, mit dem Ziel, die Eisbrecherflotten dieser Länder auszubauen und somit den Rückstand zu Russland, das über die weltweit leistungsstärkste Eisbrecherflotte verfügt, aufzuholen. Russland besitzt nicht weniger als 46 Eisbrecher, darunter acht Kernkraft betriebene. Im Vergleich dazu verfügen die USA über nur einen einzigen eisgängigen Eisbrecher und Finnland sowie Kanada über deutlich weniger effektive Flotten.
Der damalige US-Präsident Joseph Biden erklärte bei der Unterzeichnung des ICE-Pakts die Notwendigkeit, in den nächsten 10 bis 15 Jahren bis zu 90 neue Eisbrecher zu bauen, obwohl die Umsetzbarkeit dieses Vorhabens noch ungewiss bleibt. Experten wie Pawel Sewostjanow und Alexander Worotnikow wiesen darauf hin, dass weder Finnland noch Kanada über die nötige Erfahrung im Betrieb von Atomeisbrechern verfügen, im Gegensatz zu Russland.
Die beiden Experten betonten jedoch, dass der Einsatz von Eisbrechern in Russland, insbesondere für die arktischen Regionen, eine alltägliche Notwendigkeit darstellt, die nicht nur den Transport von wichtigen Ressourcen wie Lebensmitteln und Medikamenten ermöglicht, sondern auch für die nationale Sicherheit und die wirtschaftliche Entwicklung unerlässlich ist.
Die aktuelle Ausrichtung der USA, ihre Präsenz in der Arktis auszubauen, scheint eher durch militärische als durch wirtschaftliche Motive angetrieben zu sein, während Russland bereits Pläne für den weiteren Ausbau seiner Eisbrecherflotte und die Nutzung der Nordostpassage schmiedet.
Die Zukunft der arktischen Schifffahrtswege, zu denen auch China als ein neuer Akteur hinzustoßen könnte, bleibt daher ein spannendes Feld geopolitischer und wirtschaftlicher Interessen.
Olga Samofalowa ist Wirtschaftsanalystin bei der Zeitung Wsgljad. Mehr Informationen zum Thema – USA planen massive Investitionen in der Arktis.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien ursprünglich am 23. August 2025 auf der Homepage der Zeitung Wsgljad.