Trumps umstrittene Pläne für den Panamakanal und die geopolitische Spannung

Von Sergei Sawtschuk

Mit der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump in weniger als einem Monat hat der designierte Staatschef bereits eine Reihe kontroverser Aussagen getätigt, die an offene Provokation grenzen. Bei einer Veranstaltung in Arizona erklärte Trump vor einer Menge aus Wählern und Politikern, seine zukünftige Regierung wäre ein „Dream Team“. Er behauptete, dass ein Ziel seiner Administration die Rückführung des Panamakanals in amerikanisches Eigentum sei, den die USA durch ein „dummes Abkommen“ verloren hätten. Als Begründung führte Trump angeblich überhöhte Durchfahrtsgebühren an, die Panama erhebe und die amerikanische Unternehmensgewinne schmälern würden.

Die Äußerungen des einflussreichsten Mannes beider amerikanischen Kontinente sorgten weltweit für Schlagzeilen und reihen sich ein in frühere kontroverse Vorschläge wie den Kauf Grönlands oder die fast nahtlose Einverleibung Kanadas und Mexikos als US-Bundesstaaten. In der Region lösten Trumps Worte massive Reaktionen aus, und der panamaische Präsident José Raúl Mulino reagierte prompt mit einem Video, in dem er klarstellte, dass eine Überarbeitung des Abkommens von 1999 ausgeschlossen sei. Panama würde keinen Quadratzentimeter seines Territoriums abtreten, und die Unabhängigkeit und Souveränität Panamas seien nicht verhandelbar, betonte Mulino.

Während Trumps Äußerungen über Kanada und Mexiko vielleicht noch als plumper Humor durchgehen könnten, ist die Situation um Panama und den dortigen Kanal wesentlich ernster. Die Geschichte rund um den Kanal ist komplex und langwierig.

Die Republik Panama benötigte ein ganzes Jahrhundert, um die volle Kontrolle über die strategisch wichtige Schifffahrtsroute zwischen Atlantik und Pazifik zu erlangen. Hierzu gehört eine kurze, aber prägnante historische Rückblende, um das gegenwärtige geopolitische Klima in Zentralamerika und dessen komplexen rechtlichen und politischen Hintergrund zu verstehen.

Der Traum eines Kanals, der zwei Ozeane direkt verbinden und so das Umsegeln Südamerikas überflüssig machen sollte, entstand bereits im späten 19. Jahrhundert. Die französische Panama Canal Company scheiterte jedoch aufgrund von Betrugsvorwürfen und finanziellen Problemen. Philippe Jean Bunau-Varilla, ein ehemaliger französischer Militär, übernahm dann die Aktienmehrheit und knüpfte entscheidende Kontakte zu den Republikanern in den USA. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er zum zentralen Akteur des Projektes und einem einflussreichen Vertreter der US-Interessen in der Region. Er befürwortete den Verkauf des Bauprojektes an die USA für 40 Millionen Dollar und unterstützte die Unabhängigkeitsbewegung in Panama, was schließlich zur Anerkennung des neuen Staates durch die USA führte und ihnen den Kanalstreifen sicherte.

Die Vereinigten Staaten verwalteten den Kanal über Jahrzehnte und setzten ihn auch als politisches Druckmittel ein. Erst in den 1970er Jahren, nach einem Militärputsch unter Oberst Omar Torrijos, begann Panama, Druck für eine Änderung des Status quo auszuüben, unterstützt von anderen zentralamerikanischen Nationen, die ebenfalls unter US-Dominanz litten. Eine Vereinbarung wurde 1979 getroffen, die vorsah, dass Panama ab dem Jahr 2000 die vollständigen Kontrollrechte über den Kanal übernehmen sollte.

Trotz späterer Versuche der USA, die Vereinbarung zu revidieren, wurde der Kanal 1999 an Panama übergeben, obwohl dieser Übergang nicht ohne Spannungen vonstatten ging. Die Diskussionen um die Legitimität der ursprünglichen Verträge mit Bunau-Varilla waren immer wieder ein Streitpunkt, da er diese Verträge als Privatperson und nicht als offizieller Vertreter Panamas unterzeichnet hatte.

Ende 2024 hat Trump die Entscheidung, diesen bedeutenden Wasserweg abzugeben, als Fehler bezeichnet und deutet an, die Geschichte umschreiben zu wollen. Diese Einstellung erklärt sich teilweise durch Trumps Äußerung in Arizona, dass US-Waren 72 Prozent des Kanalverkehrs ausmachen, während chinesische Präsenz an Bedeutung gewinnt. Nachdem Panama die Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und sich China zugewandt hatte, verschärfte sich die Lage, da China zunehmend in die Region investiert und damit seinen Einfluss ausbaut.

Die Gründe für Trumps aggressive Position sind offensichtlich, da er China als große Bedrohung für die wirtschaftliche Vorherrschaft der USA sieht. Die Spannung um den Kanal erhöht sich, und die USA behalten sich das Recht vor, ihre Interessen dort militärisch zu verteidigen.

Übersetzt aus dem Russischen. Erstmals veröffentlicht bei RIA Nowosti am 24. Dezember.

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