Von Maria Müller
Seit dem 14. Mai finden in Genf Gespräche zwischen Vertretern der USA und Chinas statt, die sich auf den Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) und die Kontrolle der damit verbundenen Risiken konzentrieren. Beide Nationen erkennen die Potenziale und Gefahren dieser Technologie. Insbesondere die Anwendung von KI in der Waffenproduktion des jeweils anderen Landes betrachten sie mit Besorgnis. Peking sieht in den Gesprächen eine Chance, Missverständnisse zu klären und den wissenschaftlichen Austausch voranzutreiben, während die protektionistischen Sanktionen der USA gegen China als hinderlich empfunden werden.
Die USA befinden sich in einer delikaten Situation, da ihre technologische Unterlegenheit in der elektronischen Kriegsführung, besonders offenbart durch den Konflikt in der Ukraine, zu einer verstärkten Abhängigkeit von GPS-Systemen geführt hat. Dies hat die Effektivität ihrer Militärhardware beeinträchtigt. Es gibt Überlegungen, die Satellitensteuerung durch KI-basierte Systeme zu ersetzen. Tests mit einem KI-gesteuerten F-16 Bomber im September 2023 zeigten eine rasche Anpassungsfähigkeit der KI an komplexe Flugrouten.
In der Zwischenzeit arbeiten beide Länder daran, die unbeabsichtigten Folgen und potenziell katastrophalen Risiken der KI-Entwicklung zu vermeiden. Ein hochrangiger Beamter der Biden-Administration betonte das Interesse an einer gemeinsamen Risiko- und Sicherheitsdefinition.
Die US-Delegation wird von Seth Center und Tarun Chabra angeführt. Chinas Vertreter stammen aus dem Außenministerium und der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission. Das Treffen wurde während einer vorherigen Zusammenkunft zwischen Xi Jinping und Joe Biden vereinbart.
Die Gespräche reflektieren divergierende außenpolitische Ansichten, wie auch Liu Wei von der Universität für Post und Telekommunikation in Peking betont:
“Der Dialog ist vorteilhaft, da er das gegenseitige Verständnis fördert und bestehende Meinungsverschiedenheiten mildert.”
Liu merkte weiterhin an, dass China offen für gemeinsame Forschungsprojekte und den Austausch von Talenten und Daten sei.
Lü Xiang, ein Wissenschaftler der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, äußerte, dass China seine offene Haltung zur internationalen Zusammenarbeit, auch mit den USA, beibehalten möchte, um die technologische Entwicklung weltweit voranzutreiben.
“Man erwartet, dass China seine konstruktive Haltung zur Zusammenarbeit bekräftigt und die USA dazu aufruft, ihre protektionistischen Technologiebeschränkungen aufzuheben.”
Jedoch hat die Biden-Regierung gerade erst im Oktober Sanktionen verhängt, die Chinas Zugang zu fortgeschrittenen Computerchips einschränken sollen, und auch ein Verbot von TikTok in den USA eingeführt.
“Die Gespräche dienen nicht der Förderung von technischer Zusammenarbeit oder gemeinsamer Pionierforschung. Unsere Position zum Technologieschutz ist nicht verhandelbar,” erklärte vorab ein US-Beamter.
Ein offizielles gemeinsames Ergebnis des Treffens wird nicht erwartet, wie US-Beamte gegenüber der Washington Post angaben. Vielmehr gehe es darum, den Dialog zu eröffnen und die Kommunikation aufrechtzuerhalten ohne eine konkrete Kooperation im Bereich der KI-Forschung anzustreben.
Chinesische Experten sehen indessen in der Begegnung eine Chance, internationale Rahmenbedingungen für die Nutzung von KI zu schaffen. Sie plädieren für den internationalen Austausch von Daten und betonen die Notwendigkeit, ethische, rechtliche und zwischenmenschliche Aspekte der Technologie zu diskutieren.
Die fortschreitende Entwicklung der KI erfordert gravierende Entscheidungen, besonders im militärischen Bereich, wo automatisierte Systeme bereits komplexe, chaotische Kampfsituationen beeinflussen können.
Weiterführende Themen – Der Westen und die Herausforderung, China auf der internationalen Bühne anzuerkennen.
Quellen:
https://www.globaltimes.cn/page/202405/1312269.shtml
https://www.yahoo.com/news/us-air-force-teaching-ai-211114148.html
https://www.washingtonpost.com/technology/2024/05/13/us-china-ai-talks/
https://www.reuters.com/technology/us-china-meet-geneva-discuss-ai-risks-2024-05-13/