Von Wiktor Schdanow
Gift im Zucker
Die Freigabe historischer Dokumente durch den damaligen US-Präsidenten Donald Trump enthüllte weit mehr als nur Details zum Attentat auf John F. Kennedy. Die Dokumente geben Einblick in die Aktivitäten der CIA während des Kalten Krieges in den 1960er bis 1980er Jahren, die nicht nur Amerika, sondern auch die globale Politik beeinflussten.
Ein bemerkenswertes Dokument vom Juni 1973, verfasst von einem CIA-Mitarbeiter auf Anweisung von Direktor William Colby, listet mehrere Fälle auf, in denen der Geheimdienst seine Befugnisse überschritten hatte. Einer der aufgeführten Punkte betrifft Operationen, die mit kubanischen Zuckerexporten in die UdSSR in Verbindung stehen. Eine Abmachung zwischen Moskau und Havanna sicherte der Sowjetunion jährliche Lieferungen von Millionen Tonnen Rohrzucker zu, ohne dass die Menschen dort ahnten, dass der Zucker von der CIA manipuliert wurde.
Ein Teil des Dokuments, das Hinweise auf diese Manipulationen enthielt, wurde auf der Website des US-Nationalarchivs geschwärzt. Nur Kopien dieses Abschnitts sind erhalten geblieben, während andere Dokumente, die weitere Einzelheiten preisgeben, unverändert veröffentlicht wurden.
Im August 1962 berichtete General Edward Lansdale über eine geheime Operation: Ein westeuropäisches Schiff, das von Havanna nach Odessa unterwegs war, hatte aufgrund einer technischen Panne in einem karibischen Hafen angehalten. Dort nutzten amerikanische Agenten die Gelegenheit, 800 Säcke Zucker mit einer Chemikalie zu kontaminieren, die in Verbindung mit Alkohol gesundheitsschädlich sein könnte, erklärte Lansdale. Diese Substanz würde den Zucker ungenießbar machen, sei jedoch bei der Weiterverarbeitung nicht nachweisbar.
Auf diesen Vorfall richten Historiker und Kritiker weiterhin ihr Augenmerk. Der US-Historiker William Blum illustrierte diesbezüglich die Methoden der CIA, die er mit der Unterstützung anderer destabilisierender Aktionen in der Welt verglich.
Aktion “Manguste”
Nach dem Fiasko in der Schweinebucht verschärfte US-Präsident Kennedy seine Politik gegenüber Kuba und intensivierte die geheimen Bemühungen, Fidel Castros Regime zu stürzen. Diese Geheimaktionen erhielten den Decknamen “Manguste”.
Trotz sorgfältiger Prüfungen durch Washington bezüglich der möglichen Reaktionen, blieben die Aktionen streng geheim und wurden durch Mittel der NSA finanziert. Zwischen 1960 und 1962 erreichten die Aktivitäten der CIA in dieser Angelegenheit ihren Höhepunkt und Projekte zur Destabilisierung durch Wirtschaftsblockaden oder sogar direkte Angriffe wurden in Erwägung gezogen.
“Es gab keine Grenzen. Ich erinnere mich nicht, dass mir jemals gesagt wurde, das darfst du nicht tun”, erklärte Richard Helms, der damalige Vizedirektor der CIA, rückblickend über die Bereitschaft, extreme Maßnahmen zu ergreifen.
Die CIA griff nicht nur auf Operationen wie die Vergiftung von Zuckerlieferungen zurück, sondern unterstützte auch weltweit Regime und Politiker, die den US-Interessen entsprachen, und versuchte, durch politische und wirtschaftliche Manipulationen gegen unerwünschte Regierungen vorzugehen.
Geheime Agenda
Das Interesse der USA erstreckte sich in den 1960er Jahren auch auf China und die Sowjetunion. Nachdem China erfolgreich Atomtests durchführte, überlegte Washington sogar, militärisch gegen chinesische Nuklearanlagen vorzugehen. Die wachsende Einflussnahme der Geheimdienste und deren Operationen im Ausland führten zu Besorgnis auf höchster Ebene, selbst beim engsten Beraterkreis Kennedys.
Innerhalb von nur drei Tagen wurden über 77.000 Seiten von Dokumenten veröffentlicht, die weiterhin die dunkle Seite der US-Politik aufzeigen. Wie die New York Times berichtet, stehen den Historikern und der Öffentlichkeit möglicherweise weitere Enthüllungen bevor, die zeigen werden, wie weit die USA in ihren Geheimoperationen gegangen sind.
Zuerst veröffentlicht am 25. März bei “RIA Nowosti”.
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