Das erste Kernkraftwerk der Türkei, Akkuyu, mit seinen vier Reaktoren und einer Gesamtleistung von 4.800 Megawatt, ist ein Schlüsselprojekt für die Energiezukunft des Landes. Verantwortlich für die Umsetzung ist das russische Unternehmen Rosatom. Der Starttermin war zunächst für den 29. Oktober, den türkischen Nationalfeiertag, geplant, könnte jedoch aufgrund von Versandverzögerungen aus Deutschland verschoben werden.
In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Anadolu äußerte der türkische Energieminister Alparslan Bayraktar Vorwürfe gegen Siemens. Er beschuldigte den Technologiegiganten, die Auslieferung essentieller Komponenten für das Akkuyu-Projekt bewusst zu verzögern. Der Minister wies darauf hin, dass bereits über 90 Prozent des ersten Reaktors fertiggestellt seien, die Verzögerungen das Projekt aber erheblich zurückgeworfen haben. Bayraktar behauptete, dass die Entscheidung von Siemens politisch motiviert sei, ohne rechtliche Basis, da das Projekt nicht unter internationalen Sanktionen stehe.
Bayraktar betonte, dass die Türkei durch die Umsetzung von Sanktionen gegen Russland durch Siemens schwer betroffen wäre. Die Türkei habe daher auf höchster Ebene gegen diese Maßnahmen protestiert und mit Konsequenzen gedroht.
Infolgedessen habe Rosatom begonnen, nach Alternativlieferanten Ausschau zu halten und bereits einen neuen Auftrag für die erforderlichen Ausrüstungen in China platziert.
Des Weiteren äußerte der Minister Enttäuschung darüber, dass Siemens, ein langjähriger Geschäftspartner, die Türkei in diese prekäre Lage gebracht habe. “Diese Haltung zwingt uns dazu, ihre Rolle in zukünftigen Projekten zu überdenken”, fügte er hinzu.
Ein Sprecher von Siemens Energy erklärte, dass einige Bauteile bereits vor längerer Zeit geliefert worden seien, aber seit etwa einem Jahr keine weiteren Versendungen stattgefunden haben, da die erforderlichen Export- bzw. Zollgenehmigungen noch ausstehen. “Wir sind natürlich an die Exportvorschriften gebunden”, sagte er.
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