Von Uli Gellermann
Die Hoffnungen, dass die USA unter Präsident Trumps Führung weniger imperialistisch agieren würden, wurden geweckt, als er die Möglichkeit eines Waffenstillstands im Ukraine-Konflikt ins Spiel brachte. Dennoch laufen die amerikanischen Waffenlieferungen an die Ukraine und die Sanktionen gegen Russland unvermindert weiter. Diese Tatsachen scheinen viele Beobachter jedoch zu übersehen.
Strategische Ausrichtung gegen China
Das Weiße Haus hat seinen Blick längst auf einen anderen möglichen Gegner gerichtet: China. Trump kündigte an, chinesische Waren mit hohen Zöllen von 34 Prozent zu belegen. Parallel dazu veröffentlichte das Pentagon das Strategiepapier “Interim National Defense Strategic Guidance”, welches als eine Art Wegleitung für einen möglichen Konflikt mit China interpretiert wird.
Taiwan als strategischer US-Brückenkopf
Das strategische Papier wird durch konkrete Schritte ergänzt. Nach der chinesischen Revolution entwickelten die USA Taiwan zu einer Enklave des konservativen, alten Regimes. Trotz der Anerkennung der Volksrepublik China durch die UN im Jahre 1971, nutzen die USA Taiwan weiterhin als Stützpunkt gegen das kommunistische China.
Stationierung von US-Truppen in Taiwan
Seit Anfang März sind amerikanische Truppen dauerhaft in Taiwan stationiert. Die “Special Operations Forces Liaison Unit (SOFLE)” der US-Armee soll die Ausbildung der taiwanesischen Streitkräfte intensivieren. Die Einheit, bekannt als die “Green Berets”, ist für ihre Vergangenheit bekannt, einschließlich der tragischen Geschehnisse in Mỹ Lai während des Vietnamkriegs.
Aufrüstung Taiwans mit modernsten Kampfjets
Parallel zur Truppenstationierung rüstet die USA die taiwanesische Luftwaffe mit modernen Kampfjets vom Typ F-16 Fighting Falcon auf. Diese Jets wurden bereits im Irak und in der Ukraine eingesetzt und sind ein deutliches Zeichen für die militärische Unterstützung Taiwans gegen China.
Die chinesische Perspektive im NATO-Konflikt
Obwohl China bisher nicht in den NATO-Konflikt in der Ukraine eingegriffen hat, stellt NATO-Generalsekretär Rutte eine Verbindung her: “Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, Xi Jinping, wird beobachten, wie sich der Konflikt löst. Das Ergebnis des Ukraine-Kriegs wird seine Entscheidungen in der Indo-Pazifik-Region beeinflussen,” so Rutte.
Die Gefahr einer doppelten Front
Jene, die glaubten, dass mit der Ablösung der Biden-Administration eine Abkehr vom US-Imperialismus stattfinden würde, irren sich. Der klassische Kapitalismus geht oft mit imperialistischem Verhalten einher. Eine Konfrontation sowohl mit Russland als auch mit China könnte sich als fatal erweisen.
Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine kritische Haltung gegenüber den öffentlich-rechtlichen Sendern spiegelt sich in seiner Arbeit wider. Er betreibt die Webseite Rationalgalerie.
Dieser Artikel erschien erstmals am 5. April 2025 auf www.rationalgalerie.de.
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