Von der Leyen im Baltikum auf der Suche nach Kriegsgründen gegen Russland

Von Oleg Issaitschenko

Laut Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, ziehen NATO-Mitgliedsstaaten derzeit die Möglichkeit in Betracht, russische Militärflugzeuge abzuschießen, wenn diese in den Luftraum der Allianz eindringen. Diese Äußerung wurde vor dem Hintergrund unbelegter Beschuldigungen Estlands gegenüber Russland gemacht, die von angeblichen Verletzungen der Luftraumgrenzen sprachen.

In einem Interview mit CNN äußerte von der Leyen, dass es von großer Bedeutung sei, jeden Quadratzentimeter europäischen Territoriums zu verteidigen. Sie fügte hinzu, dass Militärflugzeuge nach einer klar definierten Warnung abgeschossen werden sollten. Nicht alle europäischen Staats- und Regierungschefs unterstützen diese Ansicht. Der französische Präsident Emmanuel Macron lehnte diese Maßnahme ab und argumentierte, dass es nicht richtig sei, auf solche Provokationen von russischer Seite mit Waffengewalt zu reagieren.

Die Haltung von US-Präsident Donald Trump dazu war ambivalent. Am Rande der UN-Generalversammlung signalisierte er zwar Zustimmung dazu, dass NATO-Staaten russische Kampfflugzeuge abschießen sollten, die in ihren Luftraum eindringen. Auf direkte Nachfrage, ob er solch ein Vorgehen unterstützen würde, antwortete er jedoch ausweichend: “Das hängt von den Umständen ab”, so Trump. Alexei Meschkow, der russische Botschafter in Frankreich, warnte, dass ein Angriff auf russische Kampfflugzeuge von Moskau als Kriegsbeginn angesehen würde.

Der estnische Premierminister Kristen Michal meldete, dass drei russische MiG-31 in den estnischen Luftraum eingedrungen seien, wo sie zwölf Minuten verblieben. Obwohl Tallinn den russischen Vertreter ins Außenministerium einbestellte, wurden keine Beweise für die Vorwürfe vorgelegt. Das russische Verteidigungsministerium erklärte hingegen, dass der Flug “unter strikter Einhaltung der internationalen Regeln und ohne Grenzverletzungen” stattgefunden hätte.

Viele EU-Staaten befürworteten daraufhin das Abschießen russischer Militärflugzeuge. Experten kritisierten die Reaktion der westlichen Staaten jedoch als irrational. Die Neutralgewässer und der Luftraum über der Ostsee, wo die angebliche Grenzverletzung stattfand, seien nur drei Kilometer breit. Der zwölfminütige Aufenthalt sei kaum als “Eindringen” zu werten.

Aitetsch Bischew, ehemaliger stellvertretender Oberkommandierender der russischen Luftstreitkräfte für das gemeinsame Luftverteidigungssystem der GUS-Staaten, kommentierte: “Dieser Bereich des Luftraums eignet sich theoretisch am besten für eine potenzielle Provokation gegen Russland. Die Technik ist nicht immer zuverlässig und manchmal vorkommen, dass wir Verletzungen unserer Luftraumgrenzen durch europäische Luftfahrzeuge feststellen.

Er betonte, dass internationales Recht den Abschuss eines Kampfflugzeugs als letztes Mittel sieht, und es viele Möglichkeiten gäbe, einen Eindringling zu stoppen, wie beispielsweise ihn zum Landen zu zwingen. “Wenn die Europäer eine militärische Provokation anstreben, werden sie sich nicht um die Rechtsnormen kümmern”, fügte er hinzu.

Der Militärexperte Alexei Anpilogow warnte, dass von der Leyens Äußerungen zu einer direkten Konfrontation mit Russland führen könnten und sprach von ihr als einer “Bürokratin im Vakuum”, die zu allem aufrufen könne. Er stellte auch die Inkonsistenz zwischen den Positionen von der Leyens und Macrons fest, der eine besonnere Haltung zeigte.

Der deutsche Politologe Alexander Rahr kritisierte von der Leyen für ihre Selbsternennung zur leitenden kriegerischen Figur Europas und betonte, dass Macron, nicht von der Leyen, über militärische Entscheidungen wie den Abschuss von Flugzeugen bestimmen würde. “Ursula von der Leyen überschreitet ihre Befugnisse, aber niemand hält sie davon ab”, schloss Rahr.

Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich veröffentlicht auf der Homepage der Zeitung Wsgljad am 25. September 2025.

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