Einem Bericht der Associated Press zufolge hat die Führung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) möglicherweise entscheidende Informationen zurückgehalten, die der russischen Eiskunstläuferin Kamila Walijewa in ihrem Dopingprozess hätten helfen können.
Walijewa hatte erklärt, dass sie durch den Kontakt mit einem Erdbeerdessert, das von ihrem Großvater auf einem Brett zubereitet wurde, dem zuvor darauf zerkleinerte Migränemittel lagen, unbeabsichtigt das Dopingmittel aufgenommen haben könnte.
Der ehemalige Leiter des Anti-Doping-Labors, Martial Saugy, führte daraufhin Experimente durch, die aufzeigen, dass eine zerdrückte Tablette auf einer solchen Unterlage tatsächlich zu einem positiven Dopingbefund führen könnte. Dieses Ergebnis hätte als starkes Verteidigungsargument für Walijewa dienen können, möglicherweise sogar die Sanktionen mildern.
Nachdem Olivier Niggli, Generaldirektor der WADA, von dem Experiment Kenntnis erlangt hatte, kontaktierte er Günter Younger, den Leiter der Abteilung “Intelligence and Investigations”, was die Associated Press wie folgt zitiert:
“Günter, wir haben ein großes Problem. Wie kann es sein, dass Saugy eine Stellungnahme abgibt, die Walijewa äußerst positiv darstellt? Wenn das die Meinung der RUSADA ist, dann sollten wir uns völlig heraushalten. Mit einer solchen Meinung, die vor Gericht verwendet wird, in Verbindung gebracht zu werden, ist ein sehr großes Problem für uns. Wir müssen das dringend unterbinden.”
Trotz des überzeugend klingenden Experimentes wurde das Gutachten nie vor Gericht erwähnt und Walijewas Verteidigung musste ohne diesen potenziellen Beweis auskommen. Das Weglassen dieses Gutachtens vor Gericht wirft ernsthafte Fragen hinsichtlich der Ethik der WADA auf, schließt die AP.
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