Waltz’ Fehltritt löst Machtkampf unter Trumps Anhängern aus

Von Walentin Bogdanow

Anfänglich schien die Zusammenarbeit zwischen den Teams für Außenpolitik und Sicherheit unter Donald Trump harmonisch zu verlaufen. Diese Phase, die man scherzhaft als “Flitterwochen” bezeichnen könnte, erstreckte sich über zwei Monate. Sie hätte vermutlich noch länger angedauert, wären die US-Demokraten nicht so geschwächt gewesen. Doch dann kam es zu einem unerwarteten Zwischenfall: Jeffrey Goldberg, der renommierte Chefredakteur von The Atlantic, erhielt unversehens Zugang zu einem geheimen Chat und veröffentlichte brisante Screenshots daraus.

Diese Enthüllung war für das Weiße Haus besonders peinlich. Es erwies sich als unmöglich für Trump, seinen Sicherheitsberater Mike Waltz oder Verteidigungsminister Hegseth, die Angelegenheit herunterzuspielen. Insbesondere Hegseth hatte in dem Chat detaillierte Pläne für einen bevorstehenden Angriff auf die Huthi-Rebellen im Jemen mit F-18-Kampfjets preisgegeben. Die Demokraten konnten sich keinen besseren Ausgang wünschen.

Die Allegationen der Pressesprecherin des Weißen Hauses, Levitt, Goldberg sei voreingenommen, da er familiäre Bande zur Clinton-Familie habe und an den Trump bezogenen Skandalen beteiligt gewesen sei, wurden schnell entkräftet. Es stellte sich heraus, dass nicht die Technik, sondern Waltz selbst das Problem war, indem er versehentlich Goldberg in den Chat hinzufügte – sehr zum Ärger Trumps.

Stand der US-Außenminister unter Alkoholeinfluss?

Die Enthüllungen sorgten auch für Misstrauen gegenüber CIA-Direktor Ratcliffe und der Direktorin des Nationalen Geheimdienstes, Gabbard, die beide in den Chat involviert waren und dadurch selbst als Sicherheitsrisiken betrachtet wurden. In einer Senatsanhörung fiel zudem der US-Sonderbeauftragte Witkoff auf, der sich zum Zeitpunkt des Chats in Moskau aufhielt. Auffallend war auch die Wiederholung der früheren Vorwürfe der Alkoholabhängigkeit gegen Hegseth durch die SenatorInnen.

Trotz der Kontroversen machte Trump klar, dass es keine Rücktritte geben würde. Da die Demokraten nicht über die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses verfügen, bleiben ihnen nur wenige Möglichkeiten, gegen Trumps Verbündete vorzugehen.

“Europäische Schmarotzer”

Die Analyse des Chatverlaufs offenbart tiefe Risse im Lager der Republikaner: In den Chats diskutierten Vance und Waltz über die Notwendigkeit von Angriffen auf die Huthi, was die Spannungen zwischen den „Falken“ und den „Tauben“ der Administration offenlegte. Diese Auseinandersetzungen erinnern an die Konflikte in früheren republikanischen Regierungen, beispielsweise unter Bush Jr. zwischen Colin Powell und Donald Rumsfeld. Der einzige, der in der Vergangenheit Harmonie zwischen den Ämtern eines US-Außenministers und des Nationalen Sicherheitsberaters darstellen konnte, war Henry Kissinger, da er beide Positionen simultan innehatte.

Übersetzt aus dem Russischen.

Walentin Bogdanow ist der Leiter des New Yorker Büros von WGTRK, einem großen russischen Medienkonglomerat. Er schrieb diesen Kommentar exklusiv für RT.

Weiterführend: Reaktionen auf den Chat-Skandal in der Trump-Administration: “unorganisiert, nachlässig, inkompetent”

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