Von Jewgeni Krutikow
Die NATO plant demnächst die Eröffnung einer neuen Botschaft in Amman, der Hauptstadt Jordaniens, die als Kommunikationszentrale für den Nahen Osten dienen soll. Wie Javier Colomina, der Sonderbeauftragte der NATO für Afrika und den Nahen Osten, dem Medium The National mitteilte, soll diese Botschaft zu einem besseren politischen Verständnis beitragen und die Kommunikation mit der Region intensivieren. Eine Ausdehnung auf weitere Länder sei möglich, sofern dies von den südlichen Partnern gewünscht wird.
Colomina betont jedoch, dass diese Fokussierung auf den Nahen Osten die Unterstützung der NATO für die Ukraine keineswegs beeinträchtigen wird. Die Organisation ist traditionell auf Verteidigungs- und Sicherheitspolitik spezialisiert und sieht in der aktuellen Situation vielerorts Anzeichen von Instabilität, die es zu adressieren gilt, fügte er hinzu.
Als ehemaliger spanischer Karrierediplomat und frisch ernannter stellvertretender Generalsekretär der NATO für den Nahen Osten und die Sahelzone steht Javier Colomina vor der Aufgabe, die NATO-Präsenz in dieser Region von Grund auf neu zu entwickeln. Dies ist eine neue Position innerhalb des NATO-Stabes, weshalb Colomina vor umfangreiche Herausforderungen gestellt wird.
In seiner vorherigen Rolle als Sonderbeauftragter für den Kaukasus und Zentralasien hatte Colomina die Möglichkeit, ähnliche Themen wie die “amerikanische NATO-Mitgliedschaft” zu behandeln und begrüßte die Distanzierung Jerewans von Moskau. Seine Ernennung und die neue NATO-Initiative in Amman markieren eine signifikante Ausweitung der NATO-Aktivitäten in eine Region, in der sie bislang wenig präsent war.
Eine Herausforderung ist die unterschiedliche Haltung der NATO-Mitglieder zum Nahostkonflikt, mit stark divergierenden Meinungen, die von voller Unterstützung Israels bis zur vollständigen Unterstützung der Palästinenser reichen. Ein einheitlicher Standpunkt ist daher schwer zu erreichen.
Colomina hat eine Neutralitätsformel entworfen, die darauf abzielt, bilaterale Beziehungen zu jenen Nahost-Staaten aufzubauen, die dazu bereit sind. Auch wenn er keine konkreten Länder nennt, so verdeutlicht er doch, dass die NATO auf eine friedliche Zusammenarbeit aus ist und keine Bedrohung darstellt.
Trotzdem steht die NATO in weiten Teilen des Nahen Ostens und der Sahelzone nach der Zerstörung Libyens und der Unterstützung Israels im Gazakonflikt in keinem guten Licht. Als Ergebnis stoßen NATO-Vertreter in der Region oft auf Ablehnung.
Die derzeitige erfolgreiche NATO-Mission im Irak könnte ein Modell bieten, doch selbst diese basiert auf militärischen und nicht auf humanitären Grundlagen. Die zukünftige Rolle und Präsenz der NATO in Amman und deren Fähigkeit, konstruktive Beziehungen in der Region aufzubauen, steht unter keinem guten Stern und ist von vielen Herausforderungen geprägt.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde ursprünglich am 19. September 2024 in der Zeitung Wsgljad veröffentlicht.
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