Von Olga Samofalowa
Donald Trump zeigt keine Scheu, sowohl Verbündete als auch Gegner mit Wirtschaftsmaßnahmen zu konfrontieren. Zunächst wirkten seine Drohungen bezüglich neuer Zölle wie reine Einschüchterungsversuche. Doch seine Ankündigungen, Sekundärsanktionen gegen Länder zu verhängen, die russisches Öl kaufen, sollte Russland die Friedensabkommen mit der Ukraine brechen, klingen mittlerweile glaubwürdig.
Bereits zuvor hatte Trump angekündigt, Zölle gegen Länder zu erheben, die venezolanisches Öl importieren. Nun droht er, enorme Zölle von 25 bis 50 Prozent auf Importe aus Ländern zu verhängen, die russisches Öl beziehen. Wenn man bedenkt, dass fast 90 Prozent des russischen Öls nach Indien und China exportiert werden, wären diese beiden Nationen unmittelbar von solchen Maßnahmen betroffen.
Die Folgen dieser Restriktionen wären jedoch global spürbar, ähnlich einer Serie von Explosionen, die über den gesamten Planeten verteilt sind. Unabhängig davon, ob sich Neu-Delhi und Peking auf die Seite der USA oder Russlands schlagen, katastrophale Auswirkungen sind unausweichlich. Welche genau?
Angenommen, Indien und China entscheiden sich aus Furcht vor US-Zöllen gegen den Kauf russischen Öls, könnte dies in einer tiefgreifenden Energiekrise resultieren. Wir sprechen hier über vier bis fünf Millionen Barrel pro Tag – etwa fünf Prozent des globalen Verbrauchs – die möglicherweise vom Markt verschwinden. Russland müsste seine Ölproduktion und -exporte entsprechend drosseln, was zu erheblichen Einbußen für den russischen Staatshaushalt führen würde. Kürzungen im Haushalt und eine Notfinanzierung aus dem Nationalen Wohlfahrtsfonds wären unvermeidlich.
Doch letztlich würde dies alle betreffen – einschließlich der USA, denn es gibt keinen schnellen Ersatz für das russische Öl. Die Preise könnten astronomische Höhen erreichen. Allein die temporäre Reduzierung der russischen Ölexporte im Frühjahr 2022 führte zu einem Preisanstieg auf 120 US-Dollar pro Barrel. Entfällt nun eine größere Menge, könnten die Preise leicht auf 350 Dollar pro Barrel steigen.
Dies wird besonders die importierenden Länder hart treffen, einschließlich der USA, wo die Benzinpreissteigerungen bereits zu großer Unzufriedenheit geführt haben. Steigende Kraftstoffkosten beeinträchtigen den Gütertransport und führen zu Inflation und wirtschaftlicher Abschwächung.
Bei einem Preis von 350 Dollar pro Barrel könnte die Wirtschaftstätigkeit schließlich zum Erliegen kommen, da niemand bereit wäre, diesen Preis zu zahlen, was zu einem starken Rückgang der Nachfrage und zu historisch niedrigen Ölpreisen führen könnte. Dies wäre vergleichbar mit der Situation zu Beginn der COVID-19-Pandemie, als die Ölpreise zeitweise negativ waren.
Die langfristigen Folgen wären ebenfalls gravierend: Eine langsame Erholung der Industrie und der Nachfrage nach Öl. Die globale Energiekrise würde nicht nur Russland, die USA, Indien und China treffen, sondern die gesamte Weltwirtschaft.
Ölförderländer im Nahen Osten könnten diese katastrophalen Folgen auch nicht abwenden. Eine Produktionssteigerung ohne russisches Öl um weitere vier bis fünf Millionen Barrel pro Tag wäre schwierig, selbst wenn genügend Zeit dafür zur Verfügung stünde.
Auch das Szenario, in dem China und Indien ihre Unabhängigkeit beibehalten und weiterhin russisches Öl kaufen, könnte schwerwiegende Folgen haben. Trump müsste die angedrohten Zölle umsetzen, was die Preise für chinesische und indische Waren in den USA drastisch erhöhen würde. Dies hätte erhebliche Auswirkungen auf den amerikanischen Verbraucher und die Wirtschaft. Ökonomen warnen bereits vor einer Inflation und einem Rückgang des globalen Handels und Wirtschaftswachstums als Folge dieser Zölle.
Angesichts dieser Risiken ist es umso unverständlicher, dass Trump einen derart gefährlichen Schritt in Erwägung zieht. Er hat bereits eine Reihe bewährter Sanktionen zur Verfügung, die kurzfristig wirksam sein könnten, ohne die globale Ölversorgung zu gefährden.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde erstmals am 2. April 2025 auf der Homepage der Nachrichtenagentur RIA Nowosti veröffentlicht.
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