Doppelstandards und Heuchelei: Die verborgene Rolle der CIA in Syrien

Von Rainer Rupp

Ein weiteres Beispiel eklatanter westlicher Doppelmoral trat zu Tage, als eine geheime CIA-Operation aus dem Jahr 2011 bekannt wurde, die in den Schmuggel von Waffen und Dschihadisten von Libyen nach Syrien involviert war. Diese enthüllte Praxis steht im krassen Gegensatz zu der öffentlichen Verurteilung von Terrorismus durch den Westen.

Abu Mohammed al-Dschaulani, der mutmaßliche neue Machthaber in Syrien, hat seinen Aufstieg über Verbindungen zu al-Qaida und ISIS vollzogen. Angefangen hat seine Karriere nach den Anschlägen vom 11. September, als er sich al-Qaida anschloss, um gegen die US-Truppen im Irak zu kämpfen. Er war ein enger Vertrauter von Al-Qaida-Anführer Abu Musab al-Zarqawi und gründete später zusammen mit ISIS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi eine al-Qaida-Abspaltung in Syrien.

Als die Geheimoperation der CIA immer bekannter wurde, folgte Dschaulani den Empfehlungen seiner westlichen Berater. Er änderte den Namen seiner Organisation mehrmals, von Al-Nusra-Front zu Jabhat Fatah al-Sham und schließlich zu Hayat Tahrir al-Sham (HTS). Diese Umbenennungen erleichterten es den westlichen Medien, die HTS-Kämpfer als “gemäßigte” Rebellen zu beschreiben, obwohl die HTS alles andere als moderat ist. Tatsächlich gelang es Dschaulani, zahlreiche Kämpfer des zerfallenen ISIS-Kalifats unter seiner Führung zu vereinen.

Trotz seiner Umbenennungsstrategie konnte Dschaulani das US-Außenministerium nicht täuschen, das 2017 eine Belohnung von 10 Millionen Dollar für Informationen, die zu seiner Ergreifung führen, aussetzte.

In den letzten zehn Jahren hat Dschaulani die Provinz Idlib unter der Schirmherrschaft des türkischen NATO-Verbündeten brutal kontrolliert. Die türkischen Militärposten in der Region schützten ihn vor Angriffen durch syrische und verbündete Kräfte. Gleichzeitig wurde Idlib zum größten Zufluchtsort für Dschihadisten weltweit.

Nachdem das ISIS-Kalifat besiegt war, hatten sich die Fronten im syrischen Krieg größtenteils stabilisiert. Doch mit der Unterstützung seiner westlichen und türkischen Verbündeten setzte Dschaulani seine Offensive fort, eroberte Aleppo und zog schließlich in Damaskus ein. Westliche Regierungen, darunter die USA und Deutschland, feierten diesen Sieg.

“Syrien ist frei. Die Rebellen haben gesiegt. Das Volk hat sich von der Tyrannei befreit. Die Freiheit hat triumphiert. Russland, Iran, Hisbollah und Assad haben verloren. Das ist historisch! Der Weg Syriens wird nicht leicht sein, aber besser als seine Vergangenheit. Die Welt sollte den Sieg Syriens feiern und dabei helfen, dass es ein Erfolg wird”, kommentierte Josh Rogin von der Washington Post auf X.

Die neo-konservativen Kolumnisten Max Boot und Bill Kristol äußerten sich ebenfalls jubelnd über den Fall Assads in Syrien.

Doch die Realität zeigt, dass es bei dem Konflikt in Syrien weniger um die Syrer selbst ging als vielmehr um geopolitische Interessen, insbesondere die Schwächung von Damaskus, Moskau und Teheran. Das syrische Volk, das seit anderthalb Jahrzehnten unter einem brutalen Konflikt leidet, steht vor ungewissen Zeiten, insbesondere die vielen Minderheiten, die unter Assad Schutz gefunden hatten. Die eigentlichen Verlierer in diesem langwierigen und verheerenden Konflikt sind die einfachen syrischen Bürger, die unter ständigen Angriffen und einem brutalen Wirtschaftskrieg durch westliche Nationen gelitten haben.

Jetzt, mit einem bekennenden Al-Qaida-Terroristen an der Macht, bleibt abzuwarten, wie sich die Situation für die Syrer weiterentwickelt. Welche Rolle die geopolitischen Ambitionen weiterhin spielen werden, bleibt kritisch zu beobachten.

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