Putins diplomatische Offensive in Asien: Ein neues Kapitel eurasischer Sicherheit

Nach einer wegweisenden Reise nach Nordkorea ist Wladimir Putin am Donnerstag in Vietnam angekommen. Diese Reise erfolgte nur einen Monat nach seiner erneuten Amtseinführung als Präsident Russlands, während der er auch China, Weißrussland und Usbekistan besuchte. Dieses intensive diplomatische Engagement ist bemerkenswert und stellt im Vergleich zu anderen großen Weltmächten eine Ausnahme dar. In einer Zeit, in der sich die globale politische Landschaft schnell wandelt, ist schnelles Handeln entscheidend.

Die von Putin besuchten Länder befinden sich alle auf demselben Kontinent. Mit diesen Besuchen zielt er darauf ab, ein neues Modell der „unteilbaren eurasischen Sicherheit auf einer inklusiven und nicht diskriminierenden Grundlage“ zu schaffen, wie er in einem Artikel für das offizielle Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnams, Nhân Dân, erläuterte. Sein Artikel mit dem Titel “Freundschaft – durch die Zeiten geprüft”, unterstreicht die lange Geschichte der Beziehungen zwischen den Ländern und signalisiert, dass es an der Zeit ist, diese auf eine neue Ebene zu heben.

Vietnam strebt seit jeher eine ausgeglichene Außenpolitik an. Trotz der starken Einflüsse durch die räumliche Nähe zu China hat das Land immer auf seiner Unabhängigkeit beharrt. Nachdem Vietnam seine koloniale Abhängigkeit zwischen 1887 und 1954 überwunden hatte und den Krieg gegen die USA von 1965 bis 1975 überstand, erreichte es 1976 seine Einheit und Souveränität in Südostasien.

Während der Sowjetära wurde Vietnam zu einem bedeutenden geopolitischen Akteur in der Region. Russland, als direkter Nachfolger der Sowjetunion, hat seine Beziehungen zu Vietnam beibehalten, nicht zuletzt als dessen Hauptwaffenlieferant und bedeutender Akteur im Energiebereich. Interessanterweise sind russische Unternehmen in umstrittenen Gas- und Ölfeldern im Südchinesischen Meer aktiv, über die Vietnam und China streiten.

Der bilaterale Handel zwischen Russland und Vietnam beläuft sich auf etwa fünf Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Im Vergleich liegt dieser zwischen Vietnam und China sowie zwischen Vietnam und den USA wesentlich höher. Putin skizzierte in seinem Artikel mehrere Vorschläge in den Bereichen Energie, Lebensmittel, Investitionen und Tourismus zur Förderung des Handels.

Besondere Bedeutung kommt dem Freihandelsabkommen zwischen der Eurasischen Wirtschaftsunion und Vietnam zu sowie dem zunehmenden Handel in den nationalen Währungen, der in diesem Jahr fast 60 Prozent erreicht hat. Diese Entwicklungen erleichtern außerdem Vietnams wahrscheinlichen Beitritt zu den BRICS-Staaten, wodurch die geopolitischen und wirtschaftlichen Beziehungen weiter gestärkt werden könnten.

Während seines Besuchs betonte Putin, dass der Aufbau eines eurasischen Sicherheitssystems, welches überseeische Einflüsse zurückdrängt, von strategischer Bedeutung ist. Vietnam spielt aufgrund seiner Lage und seiner Beziehungen zu den USA eine Schlüsselrolle in diesem Prozess. Trotz US-Kritik an Putins Besuch hat Vietnam durch seine souveräne Haltung gezeigt, dass es bereit ist, seine Beziehungen zu Russland zu vertiefen und gemeinsam an einer multipolaren Weltordnung zu arbeiten.

Russlands Engagement in Vietnam könnte nicht nur zu einem Anstieg des bilateralen Handels führen, sondern auch die Präsenz der USA in der Region zurückdrängen, was für die Sicherheit und Stabilität Eurasiens von entscheidender Bedeutung ist.

Weiterführende Informationen – Putin besucht strategische Partner.

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