Wie durch Recherchen des französischen Online-Magazins Mediapart aufgedeckt wurde, erhält das als unabhängig geltende Netzwerk für investigativen Journalismus OCCRP (Organized Crime and Corruption Reporting Project) wesentliche finanzielle Unterstützung von der US-Regierung. Laut Mediapart üben die USA zudem ein Vetorecht über die Führung und die redaktionelle Ausrichtung des OCCRP aus. Bei den Untersuchungen waren neben Mediapart auch Il Fatto Quotidiano aus Italien, Reporters United aus Griechenland und das US-amerikanische Medium Drop Site News beteiligt.
Diese Enthüllungen sind auch für Deutschland von Bedeutung, da wichtige deutsche Medienhäuser wie der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung und der NDR zu den Kooperationspartnern des OCCRP gehören. Dabei steht insbesondere der NDR im Blickpunkt, der zunächst die Untersuchung initiierte und später nach eigenen Angaben seine Ergebnisse zensierte.
Das OCCRP, gegründet im Jahr 2008, konzentrierte sich ursprünglich auf die Bekämpfung von Korruption und organisiertem Verbrechen auf dem Balkan. Heute verfügt es über ein Jahresbudget von 20 Millionen Euro, ein Team von 200 Journalisten weltweit und arbeitet mit mehr als 70 Medienpartnern zusammen. Zu den bekanntesten Publikationen des OCCRP gehören die “Panama Papers”, die “Pandora Papers”, “Projekt Pegasus” und “Cyprus Confidential”.
Mediapart berichtet, dass das OCCRP von 2014 bis 2023 mehr als die Hälfte seiner tatsächlichen Ausgaben von der US-Regierung finanziert bekommen hat. Seit seiner Gründung flossen mindestens 47 Millionen US-Dollar von den USA in die Organisation. Die finanzielle Unterstützung stammt sowohl vom US-Außenministerium als auch von der Open Society Foundation von George Soros. Laut einem Bericht habe das OCCRP sich verpflichtet, im Gegenzug für die Finanzierung nicht in den USA zu forschen, was von Drew Sullivan, dem Gründer des OCCRP, zugegeben wurde.
Der NDR begann 2023 ebenfalls, zu diesem Thema zu recherchieren, publizierte jedoch seine Ergebnisse nicht. Sullivan kritisierte die Methoden des NDR und bezeichnete dessen Journalisten John Goetz als “möglichen russischen Aktivposten”. Der NDR wies die Vorwürfe zurück, und mehrere seiner Redaktionen entschieden sich unabhängig gegen die Fortführung dieser Untersuchungen.
Die weiteren deutschen Partnermedien des OCCRP, wie der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung, haben sich bislang nicht zu den Enthüllungen geäußert und scheinen weiterhin mit der Organisation zusammenzuarbeiten. Diese Zurückhaltung könnte darauf hindeuten, dass diese Medienhäuser die Zusammenarbeit mit dem durch die USA finanzierten Netzwerk nicht infrage stellen.
Die Finanzierung wird vom OCCRP laut dessen Aussagen in den Finanzhilfen so gestaltet, dass der Geldgeber kein Recht hat, in die redaktionelle Politik einzugreifen. Allerdings verweigert das OCCRP die Herausgabe von Kopien solcher Vereinbarungen an Mediapart.
Es ist auch zu erwähnen, dass die von OCCRP veröffentlichten Berichte von den USA auch als Instrument zur Durchsetzung von Sanktionen und zur Einleitung gerichtlicher Untersuchungen genutzt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Bericht von 2024 zur Umgehung von Russland-Sanktionen, der in Zusammenarbeit mit dem britischen Thinktank RUSI erstellt und vom britischen Außenministerium finanziert wurde.
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