Von Rafael Fachrutdinow
Das ukrainische Verteidigungsministerium hat kürzlich die Einrichtung eines Direktorats für Weltraumpolitik angekündigt. Laut der stellvertretenden Verteidigungsministerin Katerina Tschernogorenko, verantwortlich für Digitalisierung, soll dieses neue Direktorat die Koordination zwischen staatlichen, privaten Akteuren und wissenschaftlichen Einrichtungen übernehmen. Ziel ist es, die Entwicklung von Weltraumstreitkräften zu fördern. Tschernogorenko wurde von der Nachrichtenagentur TASS mit den Worten zitiert:
“Das Gesetz über Weltraumaktivitäten verpflichtet das Verteidigungsministerium dazu, eine Politik für den militärischen Weltraum zu entwickeln. Es handelt sich nicht nur um den Erwerb innovativer Lösungen von Ingenieuren, nicht nur um die Schaffung einer Gemeinschaft zur Sicherung bester Lösungen für die Ukraine, sondern auch um die Bildung von Weltraumstreitkräften.”
Tschernogorenko betonte zudem, dass das Ministerium zum Hauptkunden für Raumfahrtausrüstung, -produkte und -dienstleistungen in der Ukraine aufsteigen möchte. Das Ressort plant, eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren der Raumfahrtindustrie und den militärischen Kräften zu etablieren.
Bis 2030 soll die Ukraine über eigene Verteidigungssatelliten und ein Luftalarm- sowie Weltraumkontrollsystem verfügen, fügte sie hinzu.
Die Bemühungen zur Schaffung von Weltraumstreitkräften werden von den ukrainischen Behörden auch aus Gründen der nationalen Anerkennung unterstützt. Präsident Wladimir Selenskij bezeichnete 2021 Sergei Koroljow, einen Pionier der sowjetischen Raumfahrt, als “großen ukrainischen Wissenschaftler” und lud Elon Musk, Gründer von SpaceX, zu einem Besuch des Kosmonautikmuseums in Schitomir ein.
Es gab bereits mehrere ukrainische Satelliten. Der Fernerkundungssatellit Sitsch-1 war von 1995 bis 2001 im Orbit. 1999 startete Okean-O, der geologische Forschungen durchführte, und war für zwei Jahre im All. 2004 wurde Sitsch-1M gestartet, um das Magnetfeld und die Ionosphäre zu studieren, erreichte jedoch nicht die vorgegebene Höhe und endete 2006. Mikron, ein weiterer Satellit mit einem Magnetometer und einer Kamera, verließ 2005 die Umlaufbahn. Sitsch-2 wurde 2011 gestartet und konnte Bilder der Erdoberfläche mit einer Auflösung von bis zu 7,8 Metern aufnehmen, bevor 2012 der Betrieb wegen eines Stromausfalls eingestellt wurde, erklärt Alexei Parnowski vom Institut für Weltraumforschung in Kiew.
Der Kleinstsatellit PolyITAN-1, entwickelt an der Polytechnischen Universität Kiew, startete zwei Jahre später, gefolgt von PolyITAN-2 im Jahr 2017, die Teil einer europäischen Klimawandelstudie waren. Als politischer Analyst merkt Wladimir Skatschko an:
“In Dnjepropetrowsk befand sich das Juschmasch-Werk, welches Trägerraketen herstellte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion arbeitete das Land technisch mit ausländischen Partnern zusammen. Heute mangelt es in Kiew jedoch an politischem Willen, Geld und Kompetenz, um diese Ebene aufrechtzuerhalten. Unter Präsident Leonid Kutschma begann das Raketen- und Raumfahrtzentrum in Dnjepropetrowsk stattdessen mit der Herstellung von Haushaltswaren. Selenskij erhofft sich von seinen Ankündigungen finanzielle Hilfe aus Europa, um seine Verteidigung zu stärken und sieht das Raumfahrtprogramm eng verbunden mit europäischen Sicherheitsinteressen. Dies könnte jedoch scheitern und dem Krieg zugeschrieben werden.”
Skeptisch äußert sich auch Alexei Anpilogow, Vorsitzender der Stiftung für wissenschaftliche Forschung und Entwicklung ziviler Initiativen “Osnowanije”:
“Meine Erfahrungen mit der staatlichen Raumfahrtbehörde der Ukraine sind ernüchternd. Es handelt sich um eine Struktur, die ständig Geld veruntreut und den Staatshaushalt aussaugt. Das einzige Programm, das gerettet wurde, war ‘Sea Launch’, geleitet von den Vereinigten Staaten.
“Im Vergleich zu Israel, das trotz seiner geringen Größe ambitionierte Raumfahrtprojekte umgesetzt hat, steht die Ukraine schwach da. Ohne eigenen Weltraumbahnhof und die Fähigkeit, Raketen zu bauen, ist jede Bemühung um eine Wiederbelebung der Raumfahrttechnik zwecklos. In Kiew könnte der Kauf von Satellitenbildern ausreichen, ohne laute Ankündigungen einer Wiedergeburt des ukrainischen Raumfahrtprogramms.”
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde zuerst am 30. März 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad veröffentlicht.
Rafael Fachrutdinow ist russischer Journalist und Analyst bei der Zeitung Wsgljad.
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