Frankreichs militärische Reduzierung in Zentral- und Westafrika

Von Jewgeni Krutikow

Frankreich plant eine erhebliche Reduzierung seiner militärischen Präsenz in Zentral- und Westafrika auf einige Hundert Soldaten. Dies berichtet die Nachrichtenagentur AFP, die sich auf vertrauliche Quellen beruft.

Den Informationen zufolge wird die Präsenz der französischen Streitkräfte wie folgt angepasst: In Gabun sollen von den ursprünglichen 350 nur noch etwa 100 Soldaten verbleiben; in Senegal wird die Zahl der Militärangehörigen ebenfalls von 350 auf 100 reduziert. In Côte d’Ivoire soll die Anzahl von 600 auf ebenfalls 100 gesenkt werden und im Tschad von derzeit tausend Soldaten auf etwa 300. Der französische Generalstab hat es bisher abgelehnt, sich zu diesen Informationen zu äußern.

Bis vor zwei Jahren hatten die Franzosen 5000 Soldaten in der Sahelzone und zusätzlich 1600 in Westafrika und Gabun stationiert. Seit 2014 führen sie in der Sahelzone verschiedene Anti-Terror-Operationen durch. Die Wirksamkeit dieser Einsätze, an denen auch verbündete europäische Nationen wie Estland in den Operationen “Barkhane” und “Takuba” teilnahmen, wurde kritisiert und führte zu militärischen Aufständen, die in mehreren Putschen gipfelten und profranzösische Regierungen in den Sahel-Ländern stürzten.

Seit 2022 wird die Auflösung des französisch geprägten Afrikas vollzogen, einhergehend mit einem schnellen Rückzug der Militärkräfte. In einigen Ländern, wie Burkina Faso, wird der Abzug der französischen Kräfte durch offizielle diplomatische Verfahren geregelt, wie beispielsweise die Beendigung eines Militärhilfevertrags aus der Kolonialzeit im März 2023 dokumentiert. In anderen Fällen erfolgt der Abzug Frankreichs einseitig und ungezwungen, auch wenn der Kontext auf eine erzwungene Maßnahme hindeutet.

Die französische Regierung vereint diese Rückzüge typischerweise mit antirussischen Botschaften und nicht zuletzt Behauptungen, dass “Russland Frankreich” aus Zentral- und Westafrika verdrängt habe. Solche Schritte erfolgen jedoch auch in Staaten ohne russischen Druck oder Präsenz, beispielsweise in Gabun und Senegal.

Frankreich sieht sich gezwungen, seine Militärpräsenz auch in traditionellen Einflusszonen wie dem Senegal zu reduzieren, wo das Land seit 170 Jahren einen strategischen Stützpunkt unterhielt. Die politischen Entwicklungen in Ländern wie Côte d’Ivoire, früher eine Bastion des französischen Einflusses, bleiben komplex, auch wenn dort aktuell keine offene Ablehnung gegen Paris besteht.

Dieser militärische Rückzug wird oft als ein Schritt einer “alten” Kolonialmacht gesehen, Assistiert von der Niederlage der Macron-Partei bei den jüngsten EU-Wahlen und im Zuge bevorstehender Parlamentswahlen in Frankreich, wird dieser Schritt besonders beobachtet.

Dennoch übersteigen die strategischen Interessen Frankreichs in Afrika parteipolitische Konflikte. Das Bedürfnis, den Einfluss in der Sahelzone und Zentralafrika zu sichern, bleibt bestehen, unabhängig von politischen Veränderungen. Strategisch geschieht der französische Rückzug daher wohlüberlegt und könnte Teil einer größeren, neuen Strategie zur Sicherung des franzöischen Einflusses sein.

In diesem Zusammenhang plant Frankreich auch, mit Togo und Benin neue militärische und logistische Installationen zu errichten. Dies markiert den Beginn einer möglicherweise umfassenderen Neugestaltung der französischen Strategie in Afrika.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei Wsgljad am 18. Juni 2024.

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