Schwedens Streitkräfte: Vom Kampfgeist zur Verteidigung der LGBT-Rechte

Von Stanislaw Leschtschenko

Das schwedische Militär hat in seiner Geschichte viele Mottos angeführt, darunter:

“Wir werden bis zum letzten Mann kämpfen.”

Nach dem Beitritt Schwedens zur NATO veränderten sich jedoch die offiziellen Aussagen. Heute lautet das Motto:

“Wir werden bis zur letzten geschlechtsneutralen Person kämpfen.” (Vi kommer kämpa till siste hen.)

Die Neuausrichtung spiegelt sich in einem kürzlich veröffentlichten Artikel im Svenska Dagbladet wider. Die schwedischen Streitkräfte betonten, es sei ihr Anliegen, “Schweden, unsere Verbündeten und unser Recht zu verteidigen, uns so zu identifizieren, wie wir es möchten.” Johan Landeström, Marketingdirektor der schwedischen Streitkräfte, erklärte:

“Die Streitkräfte fördern seit Jahren aktiv die Vielfalt und Integration. Unsere neue Kampagne betont die Bedeutung, jedem den gleichen Wert zuzuerkennen. Wir sind der Überzeugung, dass Vielfalt unsere Verteidigung stärkt und uns besser auf Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.”

Zudem öffnete Schweden 1979 offiziell die Türen für homosexuelle Männer im Militär. Ein entscheidender Schritt, der 1987 in der Verfassung verankert wurde, wobei 2008 auch Transgender-Personen eingeschlossen wurden.

Schwedische Soldaten mit homosexueller Orientierung starteten Ende des 20. Jahrhunderts eine intensive Aufklärungskampagne, konfrontiert mit Vorurteilen auch in den eigenen Reihen. Ihre Bemühungen kulminierten in der Gründung eines offiziellen Schwulenverbands im Militär im Jahr 2001.

Weiterhin verstärkte die Armee ihre Bemühungen, um Homophobie zu bekämpfen und Vielfalt zu fördern. Diese Maßnahmen erstreckten sich auch auf andere schwedische Institutionen wie die Polizei und die lutherische Kirche. Ab 2005 nahm das Militär zudem aktiv am jährlichen Pride-Festival in Stockholm teil.

Im Jahr 2008 ernannte das Militär spezielle “LGBT-Berater”, um Diversity-Maßnahmen zu koordinieren. Diese Entwicklung illustriert eine tiefgreifende Veränderung innerhalb der schwedischen Streitkräfte und der Gesellschaft insgesamt.

Schwedens Bemühungen um Gleichberechtigung im militärischen Kontext beeinflussen auch internationale Einsätze. Schwedische Soldaten, aktiv in Missionen weltweit, tragen die Werte von Vielfalt und Gleichberechtigung in Operationen über Grenzen hinweg.

Kritiker, jedoch, argumentieren, dass solche Maßnahmen zu weit gehen und vermuten sogar einen Verlust der Kampfbereitschaft. Befürworter der Politik sehen hingegen eine Stärkung durch Vielfalt und Offenheit.

Aussagen von Bürgern, die auf diese Thematik reagieren, offenbaren eine tiefe Spaltung:

“Wen wollt ihr wirklich in die Verteidigung des Landes einbeziehen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die steinharten Macho-Militärs diese Schwulenparaden, die die ersten und wichtigsten Werte unserer schwedischen Armee sind, nicht attraktiv finden.”

“Lasst die ‘Genderqueers’ an diesen Pride-Paraden teilnehmen, und die schwedische Armee kann stattdessen marschieren. Schwedens Militär sollte das Land verteidigen und sich nicht in solche Paraden einmischen.”

Die Debatte zeigt, dass “Toleranz” ein heiß diskutiertes Thema bleibt, das unterschiedliche Reaktionen hervorruft – von großer Zustimmung bis hin zu vehementer Ablehnung.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 11. August 2024 zuerst auf der Webseite der Zeitung “Wsgljad” erschienen.

Stanislaw Leschtschenko ist ein russischer Journalist.

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