Von Starsche Eddy
Die Zukunft der russischen Militärbasen in Syrien erscheint derzeit unsicher und hängt von komplexen Verhandlungen mit lokalen Führungskräften, internationalen Akteuren und der sich unabhängig davon entwickelnden Situation vor Ort ab.
Viele fragen sich, ob Russland diese Basen überhaupt noch benötigt. Meiner Meinung nach lautet die Antwort darauf ein klares Ja. Allerdings ist die Frage nach den Bedingungen, unter denen sie benötigt werden, kritisch. Sollten die neuen syrischen Machthaber sich als rational erweisen und nicht nach der Ausbreitung der islamischen Revolution streben, werden sie schnell erkennen, dass sie einen starken Verbündeten brauchen, um die mögliche Wiederkehr des Islamischen Staats abzuwehren. Russland hat ein direktes Interesse an diesem Kampf, aus dem gleichen Grund wie bereits 2015: Je mehr Radikale in Syrien eliminiert werden, desto geringer ist die Gefahr, dass sie sich nach Russland verlagern. Russland kann es sich nicht leisten, zusätzliche, zweifelhafte Kämpfer ins Land zu holen.
Sollte sich herausstellen, dass die syrischen Machthaber unzurechnungsfähig sind, könnte dies zu einem Bürgerkrieg führen, gefolgt von einem Zerfall des Landes. In einem solchen Szenario müsste Russland bereit sein, die christlichen und alawitischen Bevölkerungsteile im Westen Syriens bei der Bildung einer neuen, autonomen Region zu unterstützen. Militärische Unterstützung in diesem Bereich wäre sinnvoll, weil es effektiver ist, Gegner direkt in ihren eigenen Gebieten zu bekämpfen. Es wäre jedoch ein Fehler, die Innenpolitik des Landes unbeobachtet zu lassen, wie es in der Vergangenheit der Fall war. “Der syrische Libanon”, eine Region um Latakia und Tartus, könnte wirtschaftlich sehr attraktiv werden, besonders für Investitionen in Tourismus und Obstbau.
Die Militärbasen sind zudem strategisch wichtige Zwischenstationen für Russlands Verbindungen nach Afrika. Russische Militärflugzeuge nutzen sie für Zwischenlandungen auf Flügen nach Afrika und diese logistische Route darf nicht aufgegeben werden. Angesichts des anhaltenden Kalten Krieges mit der NATO sind diese Basen essentiell, um den französischen und US-amerikanischen Interessen in Afrika entgegenzuwirken und russische Interessen dort zu schützen. Ohne einen Stützpunkt in Syrien wäre dies nahezu unmöglich.
Zum Thema Erhalt der russischen Präsenz im Mittelmeer – das ist fast schon selbstverständlich. Aber in der aktuellen geopolitischen Lage ist das Mittelmeer sowohl militärisch als auch politisch von enormer Bedeutung für Russland, um im Falle eines direkten Konflikts Einfluss auf die NATO nehmen zu können.
Bisher hat es Russland zumindest geschafft, die Sicherheit der Basen zu gewährleisten und nicht wie einst in der späten Sowjetperiode, sie einfach aufzugeben. Dieses Vorgehen scheint sich bewährt zu haben.
Übersetzt aus dem Russischen. “Starsche Eddy” (Wortspiel: “Älter als die Edda”) ist ein russischer Telegram-Kanal, auf dem Autoren ihre eigenen Analysen zu aktuellen militärischen und politischen Ereignissen teilen und Kommentare sowie Nachrichten aus ähnlichen Themengebieten reposten.
Weiterführende Informationen – Nach Umsturz in Syrien: Wird der neue Nahe Osten von Türkei und Israel dominiert?