Von Rüdiger Rauls
Mangelnde Konkurrenzfähigkeit
Um Amerika zu alter Größe zurückzuführen, hat Donald Trump in seiner ersten Amtszeit Handelsbedingungen neu verhandelt und zum Vorteil der US-Wirtschaft angepasst. Diese Neuausrichtung betraf Abkommen mit Ländern wie Mexiko, Kanada und Südkorea. Selbst Europa musste sich im Automobil- und Stahlbereich neuen Zöllen und Handelsbedingungen beugen, um weiterhin Zugang zum US-Markt zu haben. China sah sich sogar mit Handelsbarrieren konfrontiert, teils aus Gründen nationaler Sicherheit.
Joe Biden setzte Trumps Politik fort, hielt die Zölle aufrecht und intensivierte die Sanktionen gegen andere Länder. Die transatlantische „ewige Freundschaft“ hielt dennoch an und die Handelsbarrieren blieben bestehen. Für Biden bestand kein Anlass, die vorteilhafte Position der USA aufzugeben.
Trotzdem verbesserte sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Produkte kaum. Die Handelsbilanzen sprechen dabei eine deutliche Sprache. Unter der Last der Zollpolitik stiegen sogar die Verbraucherpreise in den USA. Die Sanktionen gegen Russland verschärften zusätzlich die Lage, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, wo die Wirtschaft deutliche Einbußen erleiden musste.
Teure Sanktionen
Die USA setzten ihre Alliierten unter Druck, sich im Konflikt mit China klarer zu positionieren und Lieferketten zugunsten der USA zu verändern. Die Folgen spürten vor allem Unternehmen im Westen, die ihre Geschäftsbeziehungen zu China einschränken mussten, etwa in der Chipindustrie.
China reagierte darauf mit dem verstärkten Eigenausbau fortschrittlicher Technologien, wodurch der technologische Vorsprung des Westens schwindet. Die westliche Abhängigkeit von chinesischen Produkten wächst weiter, trotz Bemühungen der EU und USA, dies durch die Förderung eigener Zukunftsindustrien zu verhindern.
Widersprüchlicher Trump
Als neuerlich gewählter Präsident will Trump die Strategien seiner ersten Amtszeit wiederbeleben – trotz damaligem Misserfolg, der die Lebenshaltungskosten in den USA in die Höhe trieb. Obwohl er schon vor Amtsantritt mit neuen Zöllen drohte, scheint er zugleich die Steuern senken zu wollen, was die Staatsfinanzen weiter belasten würde.
Die Defizite der USA stellen ein Risiko dar, welches die Kreditwürdigkeit des Landes beeinträchtigen könnte. Das wachsende Haushaltsdefizit und die steigenden Zinsen für Staatsanleihen setzen die USA finanziell weiter unter Druck.
Die anderen zahlen
Trumps Vision für Amerika scheint, auf territoriale Ausdehnung und verschärfter Durchsetzung von Handelsbedingungen zu setzen. Seine Pläne reichen von der Inklusion Kanadas und Grönlands bis zur Kontrolle über den Panamakanal. Trotz anfänglicher Bedenken seiner internationalen Partner zeigen sich erste Anzeichen einer Unterwerfung unter die amerikanischen Forderungen, was die zukünftige geopolitische Landschaft maßgeblich verändern könnte.
Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.
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