Tequila-Überproduktion in Mexiko: Herausforderungen und Auswirkungen auf die Wirtschaft

Mexiko sieht sich aktuell mit einer massiven Überproduktion von Tequila konfrontiert. Laut einem Bericht der Financial Times vom Dienstag, der sich auf Angaben des Tequila-Regulierungsrates beruft, belaufen sich die Lagerbestände auf über 500 Millionen Liter.

Im Jahr 2023 produzierte Mexiko rund 599 Millionen Liter Tequila, von denen bis zum Jahresende etwa ein Sechstel unverkauft blieb. Diese Menge, gepaart mit den bereits vorhandenen Beständen, entspricht fast der durchschnittlichen Jahresproduktion des Landes von 525 Millionen Litern.

Als Hauptgründe für den Überfluss gelten die gesunkene Nachfrage aus den USA, Mexikos bedeutendstem Exportmarkt für Tequila, und die Befürchtung, dass die neue Regierung unter Präsident Donald Trump hohe Zölle auf mexikanische Exporte einführen könnte.

Im Jahr 2023 gingen zwei Drittel des in Mexiko hergestellten Tequilas ins Ausland, wobei 80 Prozent davon in die USA exportiert wurden. Im Vergleich dazu machten Deutschland und Spanien, die nächsten beiden Exportmärkte, nur jeweils zwei Prozent aus. Eine Analyse zeigt, dass der Tequila-Verbrauch in den USA in den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 um 1,1 Prozent zurückging – ein starker Kontrast zum Anstieg um 17 Prozent im Jahr 2021.

Branchenexperten führen diesen Rückgang auf verschiedene Faktoren zurück, darunter die Marktanpassungen nach der Corona-Krise und gestiegene Preise, die Konsumenten zum Sparen zwingen. Zusätzlich erschwert ein von Trump angedrohter Zoll von 25 Prozent auf mexikanische Produkte wegen unzureichender Migrationskontrollen die Lage.

Analysten befürchten, dass solche Zölle schwerwiegende Auswirkungen auf die mexikanische Wirtschaft haben könnten. Ramon Gonzalez, Leiter des Tequila-Regulierungsrates, äußerte sich besorgt über die drohenden Zölle und warnte, die USA würden sich „selbst ins Bein schießen“, da die Preise für die Verbraucher deutlich steigen würden. Er betonte allerdings auch die Ungewissheit der Situation, da US-Unternehmen erheblich in den Tequila-Sektor investiert haben.

Durch den Überfluss an Tequila sind auch die Preise für Agave stark gesunken, von etwa 30 Pesos pro Kilogramm im Jahr 2020 auf nur noch zwei bis acht Pesos im Oktober 2024. Dieser Preisverfall belastet die Agavenbauern stark und könnte die Marktstabilität gefährden.

Trotz dieser Herausforderungen reagieren führende Tequila-Marken mit Preissenkungen, um die Nachfrage anzukurbeln. Zudem erforscht die Industrie alternative Verwendungen für Agaven, wie die Produktion von Insulinen, Sirupen, Biokraftstoffen und sogar kompostierbaren Säcken. Dies soll helfen, die Marktdiversität zu erhöhen und die Belastung der Agavenproduzenten zu verringern, heißt es in einem aktuellen Bericht der Nachrichtenagentur Double B Spirits.

Mehr zum Thema – Trump droht nördlichem Nachbarn mit einem Handelskrieg

Schreibe einen Kommentar