Die britische Rundfunkanstalt BBC hat bei der Regierung unter Premierminister Rishi Sunak einer finanzielle Aufstockung ihres “World Service” beantragt, um mit den zunehmend einflussreichen internationalen Sendern wie dem russischen RT und dem chinesischen CGTN konkurrieren zu können. Unterstützung erhielt sie dabei von der Association for International Broadcasting (AIB), einer gemeinnützigen Berufsvereinigung für Fernsehen, Radio und digitalen Rundfunk.
In einer Stellungnahme an das britische Parlament erklärt die BBC ihre Besorgnis, dass RT rasant expandiert und ein breites Publikum im Nahen Osten und Nordafrika gewinnt. Laut der Stellungnahme verfügen die russischen öffentlichen Medien über ein Budget von etwa 1,5 Milliarden Pfund (rund 1,9 Milliarden Dollar), welches jedoch immer noch deutlich unter dem der BBC liegt, das durch eine Zwangsabgabe der britischen Haushalte finanziert wird.
Der chinesische Sender CGTN wiederum hat nach Angaben der BBC ein Jahresetat zwischen 5,3 und 8 Milliarden Pfund. Die Analysen zeigen, dass CGTN in neuen Märkten, vor allem in Afrika und Lateinamerika, schnell an Popularität gewinnt.
Vertreter der BBC legen dar, dass viele Länder auf das schnelle Wachstum russischer und chinesischer Sender reagieren, indem sie bedeutend in eigene Nachrichtenkanäle investieren. Die BBC schlägt vor, dass das Vereinigte Königreich dieser Praxis folgen sollte, um im globalen Nachrichtenwettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben.
Die AIB, die selbst einen Aufruf zur Einreichung von Beweisen gestartet hat, äußerte ebenfalls Bedenken darüber, dass die Medienanstrengungen Russlands und Chinas stetig zunehmen und dass die Budgets dieser Länder die des BBC-World Service und die der verbündeten Staaten des Vereinigten Königreichs wahrscheinlich deutlich überschreiten.
Zudem hat die AIB hervorgehoben, dass die weltweite Ausbreitung russischer Medien wie RT und Sputnik möglicherweise umfangreicher ist als die der westlichen Sender, wobei der Erfolg russischer Sender zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass sie für den Zugang zu lokalen und nationalen Netzwerken zahlen, im Gegensatz zur BBC, welche von lokalen Betreibern Gebühren für die Übertragung ihrer Kanäle verlangt.
“Dies ist ein entscheidender Moment für den World Service und den Einfluss des Vereinigten Königreichs”, betont die BBC in einer Mitteilung an das Parlament, “es sind zusätzliche Investitionen erforderlich, um unsere Positionen zu wahren, vor dem Hintergrund, dass staatlich unterstützte Akteure stark investieren und Inflation sowie digitale Transformation die Kosten erhöhen.”
Sowohl die BBC als auch die AIB wiesen darauf hin, dass der “World Service” zuvor 80 Jahre lang von der britischen Regierung finanziert wurde und als wichtiger Bestandteil der internationalen Diplomatie und des Soft Power-Einflusses des Landes gilt. Die BBC schlägt vor, dass die Regierung zu diesem Modell zurückkehren und die Finanzierung des “World Service” durch direkte staatliche Zuschüsse sicherstellen sollte.
Die AIB fordert, dass die staatliche Finanzierung ausreichend hoch sein sollte, um den offenen und verdeckten Medienoperationen Russlands und Chinas entgegenzuwirken.
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