Chinas Sanktionen gegen US-Drohnenhersteller: Ein geopolitisches Machtspiel

Von Rainer Rupp

Im Verlauf des aktuellen Jahres hat China schrittweise und sorgfältig Sanktionen gegen US-amerikanische Drohnenhersteller verschärft. Dabei blieb Peking stets innerhalb der Grenzen, die von den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) gesetzt sind. Nun hat China, unter Einsatz eines plausiblen Vorwands, den führenden US-Drohnenhersteller Skydio durch einen umfassenden Boykott essentieller Komponenten, wie etwa leistungsstarke Miniaturbatterien, schwer getroffen. Diese Maßnahme stellt erneut die geopolitische Bedeutung von Lieferketten in den Vordergrund.

Die Sanktionen, eingeführt als Reaktion auf die Lieferungen von Skydio-Drohnen an Taiwan, haben tiefgreifende Auswirkungen für das betroffene US-Unternehmen und dessen weltweite Kundschaft. Besonders betroffen sind die ukrainischen Streitkräfte, die in ihrem Konflikt mit Russland auf die amerikanische Technologie in diesen Drohnen angewiesen sind.

Geopolitische Spannungen und der “Wirtschaftskrieg” um Drohnen

Amerikanische Politiker und Medien kritisieren nun lautstark die Aktionen Chinas, wobei die USA ähnliche Maßnahmen gegen China und andere Staaten bereits seit Langem anwenden. So hat etwa die US-Regierung einen globalen Boykott gegen hochwertige Computerchips und deren Herstellungstechnologien gegen China verhängt und droht jedem Unternehmen, das dagegen verstößt, mit hohen Strafen und dem Ausschluss vom US-Markt.

Die USA erleben nun erstmals die bitteren Folgen ihrer eigenen Sanktionspolitik. Trotzdem finden sie das Verhalten Chinas, das sich gegen US-Firmen richtet, empörend und reagieren mit heftiger Verärgerung.

In dieser angespannten Situation sucht Adam Bry, der Geschäftsführer von Skydio, die Unterstützung hochrangiger US-Beamter, indem er behauptet, China wolle “das führende amerikanische Drohnenunternehmen eliminieren”. Ein Artikel der englischsprachigen chinesischen ‘Global Times’ beschreibt dies süffisant als “Farce eines Diebes, der ‘Haltet den Dieb’ ruft”, wodurch die amerikanische Doppelmoral bloßgestellt werde.

Interessant ist eine Bemerkung in demselben Artikel, dass China inzwischen auch andere US-Militärindustriefirmen sanktioniert. Gemäß den Regelungen des chinesischen Anti-Auslandssanktionsgesetzes hat Peking reziproke Maßnahmen gegen Skydio und vergleichbare Unternehmen sowie ihre Führungskräfte ergriffen.

“Auf der Grundlage der einschlägigen Bestimmungen des chinesischen Anti-Auslandssanktionsgesetzes hat Peking Gegenmaßnahmen gegen Skydio und andere US-Militärindustrieunternehmen und deren Führungskräfte ergriffen.”

US-Industriekreise fürchten zunehmend, dass China seine führende Position bei vielen wichtigen Komponenten zur Vergeltung gegen wirtschaftliche und politische Druckversuche des Westens nutzen könnte. Darüber hinaus gibt es besorgniserregende Anzeichen dafür, dass die eingeschränkte Versorgung mit Batterien die ukrainischen Streitkräfte schwer beeinträchtigen könnte, indem sie die Einsatzdauer und Reichweite ihrer Drohnen verringert und somit ihre Kampfkraft weiter schwächt.

Friend-Shoring keine Lösung

Die Debatte um die Schaffung unabhängiger und widerstandsfähiger Lieferketten für sicherheitsrelevante Technologien wird durch die chinesischen Sanktionen weiter angeheizt. Der Versuch, die Produktion kritischer Komponenten in verbündete Länder zu verlagern, könnte jedoch aufgrund der hohen Kosten und der geringen Wettbewerbsfähigkeit dieser Produkte scheitern. Diese sogenannte “Friend-Shoring”-Strategie würde bedeutende Investitionen und staatliche Subventionen erfordern und könnte eine erhebliche Zeit in Anspruch nehmen.

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