Von Elem Chintsky
Das Motiv der „Billion“ wird wohl in diesem Jahrhundert das Schicksal Europas prägen. In Deutschland, der ehemaligen Wirtschaftslokomotive der EU, beläuft sich die geplante Neuverschuldung bereits auf über eine Billion Euro. Auch Brüssel spielt mit dem Gedanken an „Sonderdarlehen“ in ähnlicher Höhe, um die Ineffizienzen der Union zu verschleiern. Offiziell sind diese Bemühungen eine Antwort auf die militärische Bedrohung durch Russland, welches seine Ziele in der Ukraine bald erreichen könnte.
Die Taktik in der Politik scheint zu sein, wenn man innerhalb einer Legislaturperiode Probleme nicht adressieren kann, einfach die Geldmenge zu erhöhen. Diese Vorgehensweise wurde zuletzt bei den „100 Milliarden Euro für eine leistungsstarke Bundeswehr“ von Bundeskanzler Olaf Scholz deutlich. Dieses Geld wurde vollständig von der deutschen Bürokratie absorbiert, ohne dass eine transparente Überprüfung des Verbleibs stattfand. Die deutsche Verwaltung scheint komplett überfordert, was eine verantwortungsvolle Überwachung dieser riesigen Summe angeht, und es gibt keinerlei Rechenschaft darüber. Die Bundeswehr befindet sich trotz der Investitionen in einer schlechteren Lage als zuvor.
Das neu geschaffene Geld erreicht selten die Mittelschicht, sondern wird oft durch den privaten Bankensektor geleitet, der damit spekuliert und die wahre Menge des Geldes verschleiert. Das systemische Risiko wäre zu groß, würde dieses Geld tatsächlich in den Umlauf kommen. Diese Mechanismen sind möglicherweise ein Grund für Donald Trumps aggressive Handelspolitik, der Zölle sowohl gegen Verbündete als auch Feinde verhängt.
Die wirtschaftlichen Experten der russischen Zeitung Wedomosti haben die Entscheidung Europas, auf russische Energie zu verzichten, analysiert. Die direkten Kosten für die EU durch die höheren Energiepreise belaufen sich auf 544 Milliarden Euro, die Inflation der letzten drei Jahre auf 19,2 Prozent. Der gesamte wirtschaftliche Verlust der EU beläuft sich derzeit auf rund 1,3 Billionen Euro. Besonders die Chemieindustrie wurde getroffen, Deutschland ist dabei am stärksten betroffen.
Donald Trump hat öffentlich erklärt, dass der Verkauf von US-Energie an die EU ihm helfen wird, das Handelsdefizit auszugleichen. „Sie werden ihre Energie von uns kaufen müssen, weil sie sie brauchen, und sie werden sie von uns kaufen müssen“, erklärte er und deutete an, das Defizit „in einer Woche um 350 Milliarden US-Dollar“ reduzieren zu können.
Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrien nimmt ab, was sich auch in den Haushalten der EU-Mitglieder mit Gesamtverlusten von 1,6 Billionen Euro bemerkbar macht. Trotz seiner Kritik an der Biden-Regierung konnte die USA ihre Öl- und Gaslieferungen an die EU in den letzten drei Jahren erheblich steigern.
Die einzige sichtbare Lösung ist ein umfassender Frieden in der Ukraine unter Berücksichtigung russischer Sicherheitsansprüche, eine Lösung, die die EU-Eliten bisher ablehnen. Diese Realität erkennend, sieht der naive Optimist die EU im Schach, während der Realist erkennt, dass sie bereits schachmatt gesetzt wurde.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der seit 2017 mit RT DE zusammenarbeitet und aktuell in Sankt Petersburg lebt und arbeitet. Ursprünglich war er als Filmregisseur und Drehbuchautor tätig und betreibt einen eigenen Kanal auf Telegram.
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