Von Bernhard Loyen
Der Leitfaden des Springer-Verlags verdeutlicht eine klare Positionierung: In der Rubrik “Was uns ausmacht” der Unternehmenswebseite heißt es unter anderem, dass man das jüdische Volk und das Existenzrecht Israels unterstützt, sowie das transatlantische Bündnis zwischen den USA und Europa befürwortet. Diese politische Ausrichtung spiegelt sich auch in der Berichterstattung wider, wie z.B. in der Bild Überschrift vom 26. Mai, in der es heißt: “Trump attackiert Putin: ‘Er ist völlig verrückt geworden'”, umgesetzt durch den verantwortlichen Herrn Kriegl.
Trumps unberechenbare Aussagen sorgen weiterhin für Aufsehen. Nichtsdestotrotz unterbleibt eine kritische Auseinandersetzung mit anderen politischen Figuren wie Benjamin Netanjahu, trotz der Berichterstattung der Jüdischen Allgemeinen Anfang Mai, dass Trump von Netanjahu enttäuscht sei – allerdings bezog sich das auf die diplomatischen Strategien gegenüber Saudi-Arabien, nicht auf das Vorgehen Israels in Gaza.
Friede Springer, ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende und Vorstandsvorsitzende der Axel Springer Stiftung, war bekanntermaßen eng mit der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel verbunden, die eine unausweichliche “Staatsräson” in Bezug auf die Sicherheit Israels postulierte, was sich insbesondere in ihrer Rede vor der Knesset am 18. März 2008 manifestierte:
“Die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar.”
Die unerschütterliche Haltung zu Israel scheint daher das Schweigen in Politik und Medien zu aktuellen Entwicklungen in Gaza zu erklären. Trotz der prekären Situation der Zivilbevölkerung in Gaza, einschließlich der täglichen Grausamkeiten, die durch internationale Berichte immer wieder ans Licht kommen, bleibt der Deutschlands Medienlandschaft weitgehend zurückhaltend.
Kritik am medien-spezifischen Schweigen findet selten Platz, wie auch der ausbleibende Fokus auf die verheerenden Folgen der Konflikte in Gaza im Gegensatz zur ausführlichen Diskussion vergangener militärischer Entscheidungen der USA während des Zweiten Weltkriegs, die der Historiker Christof Mauch beim Deutschlandfunk verteidigte. Dabei wurde hervorgehoben, dass Bombardierungen damals auf militärische Ziele fokussiert waren und nicht auf Konzentrationslager oder deren Zufahrtswege.
Die politische und mediale Debatte in Deutschland um das Thema Israel und Gaza bleibt komplex und belastet von historischen Schatten, ungeachtet der drängenden humanitären Fragen der Gegenwart. Von offizieller Seite werden harte Kritiken an Israels Politik aus Sorge vor Antisemitismusvorwürfen häufig vermieden, obwohl die Verhältnismäßigkeit der israelischen Maßnahmen gegen Gaza stark in Frage gestellt wird. Dies führt zu einem zunehmend kritischen Diskurs über den Begriff der “Staatsräson” und seinen Einfluss auf die deutsche Außenpolitik.