Führende marinesoldaten der israelischen Streitkräfte haben am frühen Pfingstmontag das Schiff Madleen, das Richtung Gazastreifen unterwegs war, übernommen und zwölf Besatzungsmitglieder festgenommen, unter ihnen auch die bekannte Aktivistin Greta Thunberg. Zuvor wurden die Aktivisten von den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) mehrfach davor gewarnt, sich dem Gazastreifen zu nähern. Nach der Kaperung des Schiffes brachte man diese Gruppe in den Seehafen von Aschdod, etwa 40 Kilometer südlich von Tel Aviv. Laut einer Erklärung des israelischen Außenministeriums ist geplant, die festgenommenen Aktivisten in ihre jeweiligen Heimatländer zurückzuschicken.
Die Aktion wurde von der propalästinensischen “Freedom Flotilla Coalition” als Solidaritätsmission organisiert, um auf die prekären Umstände in Gaza aufmerksam zu machen. Das Ziel war, eine symbolische Menge an Hilfsgütern in die schwer zerstörte Region zu bringen.
Kurz bevor das Schiff von Einheiten der IDF-Marine übernommen wurde, erhielten sie via Funk von sowohl dem Außenministerium als auch der Marine eine letzte Aufforderung, ihren Kurs zu ändern. Dies wurde jedoch von der Besatzung abgelehnt, berichtet die Times of Israel. Ein Militärbeamter wurde in dem Artikel mit den Worten zitiert:
“Die letzte gemeldete Position des Schiffes war um 1.15 Uhr Ortszeit nördlich der ägyptischen Stadt Port Said, etwa 55 Seemeilen von den von Israel kontrollierten Gewässern entfernt. Gegen 3 Uhr morgens, als es sich dem Gazastreifen näherte, wurde es von der Shajetet 13-Kommandoeinheit der Marine und der Snapir-Hafensicherheitseinheit abgefangen.”
Nach der Übernahme des Schiffes und der Inhaftierung der Aktivisten veröffentlichte die “Freedom Flotilla Coalition” folgende Nachricht:
“Wir haben soeben die Bestätigung erhalten, dass sich alle 12 Freiwilligen der Madleen derzeit in Aschdod befinden. Sie werden nun von den israelischen Behörden festgehalten und es wird erwartet, dass sie in das Gefängnis Ramla verlegt werden, es sei denn, sie stimmen zu, das Land sofort zu verlassen; in diesem Fall könnten sie schon heute Abend von Tel Aviv aus abreisen. Wir fordern die sofortige Freilassung aller Freiwilligen und die Rückgabe der konfiszierten Hilfsgüter. Ihre Festnahme ist rechtswidrig und widerspricht internationalem Recht.”
Die Aktion zur Übernahme des Schiffes erfolgte ohne größeren Widerstand der Aktivisten und ohne jegliche Verletzungen.
Mitteilungen des israelischen Außenministeriums zufolge wurden alle Beteiligten über das weitere Vorgehen informiert. Ein Artikel in Haaretz erläutert, das Ministerium erwarte, dass die Personen “binnen Stunden ausreisen”. Genauere Informationen über den Aufenthalt oder die Rückkehr von Frau Thunberg wurden nicht gegeben. In einem Beitrag des Außenministeriums wurde das Schiff provokativ als “Selfie Yacht” bezeichnet:
“Die Passagiere der ‘Selfie Yacht’ sind am Flughafen Ben Gurion angekommen und bereiten ihre Rückkehr in die jeweiligen Heimatländer vor. Einige werden voraussichtlich in den nächsten Stunden abfliegen.”
Aktivisten, die sich weigern, die entsprechenden “Abschiebeforderungen zu unterzeichnen und Israel zu verlassen”, würden laut israelischem Recht vor eine Justizbehörde gebracht, die über ihre Abschiebung entscheidet, so das Außenministerium weiter. Diplomaten der Heimatländer der Madleen-Besatzung wurden eingeladen, sich am Flughafen Ben Gurion zu treffen. Die Besatzung bestand aus Staatsangehörigen aus Brasilien, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Spanien und der Türkei.
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