Von Irina Taran
Moskau und Teheran äußerten starke Besorgnis über die zunehmenden Spannungen in Syrien. Eine Meldung auf der Webseite des russischen Außenministeriums schildert ein Gespräch zwischen dem russischen Außenminister Sergei Lawrow und seinem iranischen Pendant Abbas Araghtschi.
„In dem Gespräch drückten beide Seiten ihre ernste Sorge über die gefährliche Zuspitzung der Situation in Syrien aus, vor allem aufgrund terroristischer Aktivitäten in den Provinzen Aleppo und Idlib. Sie bekräftigten ihre entschlossene Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität der Arabischen Republik Syrien”, heißt es in der Erklärung.
Die Minister einigten sich darauf, ihre Bemühungen zur Stabilisierung der Lage in Syrien zu intensivieren und die Situation umfassend im Rahmen des Astana-Prozesses zu adressieren. Dies wurde ebenfalls mit der türkischen Seite besprochen, wie aus einem Telefonat Lawrows mit seinem türkischen Amtskollegen Hakan Fidan hervorgeht.
Syrien verteidigt sich gegen Terrorangriffe mit Unterstützung der russischen Luftstreitkräfte, berichtet das Zentrum zur Versöhnung der Gegner und zur Kontrolle von Flüchtlingsbewegungen in Syrien. „In den letzten 24 Stunden wurden Raketen- und Bombenangriffe auf Versammlungsorte, Kommandozentralen, Lager und Artilleriestellungen der Terroristen durchgeführt, wobei mindestens 300 Kämpfer getötet wurden. Die Operationen gegen die extremistische Aggression werden fortgesetzt“, so die Behörde.
Des Weiteren wurde berichtet, dass Flugzeuge der sogenannten Anti-Terror-Koalition, angeführt von den USA, „weiterhin gefährliche Bedingungen am Himmel über Syrien schaffen”, was die Situation weiter verschärfe. Diese Flüge fänden unter Missachtung der Protokolle zur Deeskalation statt.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, Sean Savett, teilte mit, dass die USA die Situation in Syrien genau beobachten und in Kontakt mit der regionalen Regierung stünden, jedoch keine Verbindungen zu den militanten Aktivitäten dort hätten.
„Die Vereinigten Staaten stehen in keiner Verbindung zu dieser Offensive, die von der als terroristisch eingestuften Gruppe ‘Haiat Tahrir asch-Scham’ (HTS) angeführt wird. Die USA und ihre Partner und Verbündeten fordern nachdrücklich eine Deeskalation”, betonte Savett. Er fügte hinzu, dass die US-Regierung weiterhin für „den umfänglichen Schutz und die Sicherheit ihres Personals und ihrer militärischen Stützpunkte“ sorgen werde, da diese „eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung einer Wiederbelebung des Islamischen Staats in Syrien spielen“.
Das Oberkommando der syrischen Streitkräfte berichtete, dass es gelungen sei, einen Vorstoß der Islamisten in Hama zu blockieren. „Die Einheiten der syrischen Armee haben vergangene Nacht ihre Verteidigungslinien mit Feuerkraft und technischem Gerät verstärkt, die terroristischen Gruppen zurückgeschlagen und deren Durchbruch verhindert“, wurde gemeldet. Die Truppen hätten mehrere Bezirke zurückerobert und zahlreiche Islamistische Kämpfer getötet.
Laut Nachrichten aus den USA hat inzwischen eine militante Gruppe den Großteil Aleppos, der größten Stadt Syriens, eingenommen. Damit stellen sie eine der größten Herausforderungen für Präsident Baschar al-Assad dar, seit der Bürgerkrieg 2011 begann. Die Einheiten von HTS sollen eine Militärakademie erobert haben, die bis dato als letzte von der Regierung gehaltene Bastion galt.
Al Jazeera berichtete zuvor von einem „vorübergehenden Rückzug“ der syrischen Armee aus dem Nordwesten Aleppos, wo Terroristen überraschend ihre Offensive starteten. Diese strategische Umgliederung solle auf einen bevorstehenden Gegenangriff vorbereiten. Das syrische Militär bestätigte eine „groß angelegte Offensive“ der Terroristen entlang einer Front von mehr als 100 Kilometern Breite. Dabei habe sich die Situation in der Stadtzentrale und dem Westen Aleppos dramatisch zugespitzt, kontrolliert von HTS, die nun darauf abzielen, weiter nach Hama vorzudringen.
Im Kontext der aktuellen heftigen Kämpfe merkte Jelena Suponina, Expertin für den Nahen Osten, an, dass der Angriff der Terroristen „gut vorbereitet war und kein spontanes Ereignis darstellt.“ Sie erklärte: „Es steht außer Frage, dass Russland, Iran und andere Verbündete der syrischen Regierung notwendige Unterstützung gewähren werden.“
Wladimir Saschin, leitender Wissenschaftler am Institut für Orientalistik, stellte fest, dass die aktuellen Auseinandersetzungen die lang bestehenden Widersprüche in Syrien offengelegt haben, die nun zu einem deutlichen Angriff der Terroristen auf Aleppo und andere Gebiete geführt haben.
Mehr zum Thema – Fortschritte der Vlog-Jihadisten: Welche Implikationen hat das Wiederaufflammen des Syrien-Konflikts für Russland?
Übersetzt aus dem Russischen. Erstveröffentlichung am 2. Dezember.