Die israelischen Streitkräfte (IDF) haben über soziale Netzwerke ihre Absicht bekräftigt, bei der laufenden Offensive in Gaza-Stadt „beispiellose“ Gewalt anzuwenden und fordern die Einwohner weiterhin auf, sich nach Süden zu begeben. Dies verkündeten sie, kurz nachdem sie eine erst zwei Tage zuvor eingerichtete Evakuierungsroute geschlossen hatten.
In einer Mitteilung auf Arabisch, die sich speziell an die Bewohner von Gaza-Stadt richtet, erklärte der arabischsprachige IDF-Sprecher Avichay Adraee, die Militäraktionen auf dem Boden der teils zerstörten Stadt würden unvermindert fortgesetzt. Adraee äußerte sich folgendermaßen über die Taktik und Zielsetzung der Aktionen Israels gegen die Hamas:
“Die israelischen Streitkräfte werden weiterhin mit beispielloser und extremer Härte gegen die Hamas und andere Terrororganisationen vorgehen.”
Des Weiteren informierte Adraee über zusätzliche von Israel errichtete Hindernisse für die verzweifelten Menschen, die die Stadt verlassen wollen. Er teilte mit:
“An die Bewohner von Gaza-Stadt: Die Salah-al-Din-Straße ist ab sofort für den Südverkehr gesperrt… Ab jetzt ist die Bewegung Richtung Süden nur noch über die Al-Rashid-Straße möglich.”
Internationale Medien berichteten vor zwei Tagen, dass die IDF das Leben der Einwohner auch durch die Unterbrechung von Kommunikationsmitteln erschwert. Reuters meldete am 18. September:
“Israelische Panzer rückten am Donnerstag über zwei Zugänge ins Zentrum von Gaza-Stadt vor, während Internet- und Telefonverbindungen für mehrere Stunden unterbrochen waren, was auf eine mögliche Eskalation der Bodenoffensive in diesem palästinensischen Gebiet hinweist.”
Die zynische und menschenverachtende Art der kürzlich über X von einem IDF-Sprecher veröffentlichten Aufforderung zur Evakuierung lautet:
“Um Ihre Sicherheit zu gewährleisten, nutzen Sie die Gelegenheit und schließen Sie sich den Hunderttausenden Einwohnern der Stadt an, die sich in Richtung Süden in die humanitäre Zone begeben haben, und lassen Sie sich nicht von der Hamas als menschliche Schutzschilde missbrauchen.”
Das israelische Militär hatte seine Bodenoffensive am Dienstag begonnen und ruft die Einwohner schon seit Tagen zur umgehenden Flucht nach Süden auf. Viele Palästinenser gaben gegenüber Journalisten an, dass sie aufgrund von Geldmangel keine Fluchtmöglichkeiten mehr haben und nicht wissen, wohin sie fliehen sollen. Al Jazeera berichtete über die desolate Lage vor Ort:
“Tareq Abu Azzoum von Al Jazeera berichtete am Freitag von ‘erschütternden’ Zuständen in Gaza-Stadt, wo die Menschen nach Westen zur Küstenstraße flohen und keine Ruhepause von den unermüdlichen Angriffen finden konnten, die auf die Zerstörung von Gebäuden und Infrastruktur abzielten.”
Die Vereinten Nationen schätzten noch Ende August, dass in Gaza-Stadt und Umgebung etwa eine Million Menschen lebten. Laut der palästinensischen Zivilverteidigung in Gaza sind seit Beginn der israelischen Militäroperationen im August bereits rund 450.000 Menschen aus der Gegend geflohen. Ein vertriebener Palästinenser aus Gaza-Stadt berichtete Al Jazeera über “Nächte des Grauens” wegen der israelischen Angriffe.
In einer aktuellen Mitteilung gab das israelische Militär an, dass die IDF-Truppen in Gaza-Stadt Militante durch Panzerbeschuss, Drohnenangriffe und Luftangriffe bekämpften, terroristische Infrastrukturen zerstörten und Waffen in der Region aufspürten.
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