Unaufhaltsamer Cyberkrieg: Trotz Waffenruhe eskalieren digitale Angriffe zwischen Israel und Iran weiter

Einem Bericht der Financial Times vom Sonntag zufolge erleben Iran und Israel derzeit eine Eskalation im Cyberkrieg, die parallel zum jüngsten bewaffneten Konflikt der Länder stattfindet. Zu den jüngsten digitalen Übergriffen gehören unter anderem der Diebstahl einer iranischen Kryptowährungsbörse sowie zahlreiche Spear-Phishing-Versuche gegen prominente israelische Persönlichkeiten.

Der iranische Minister für Kommunikation und Informationstechnologie, Sattar Haschemi, teilte mit, dass der Iran im Verlauf des Konflikts über 20.000 Cyberangriffe erleiden musste. Er beschrieb diese Attacken als die “umfassendsten” in der Geschichte der Islamischen Republik. Einige dieser Angriffe zielten darauf ab, das iranische Luftabwehrsystem zu stören, was besondere Relevanz erhielt, als israelische Jets am 13. Juni Luftangriffe ausführten.

“Der Eingriff in die iranischen Luftabwehrsysteme war eine gezielte Aktion, die es Israel ermöglichte, die Initiative zu ergreifen”, erklärte Menny Barzilay, ein ehemaliger leitender Informationssicherheitsbeauftragter des israelischen Militärgeheimdienstes und Experte für Cybersicherheit. “Die Informationsgewinnung war dabei der entscheidende Faktor”, fügte er hinzu.

In den Anfängen des Krieges zerstörte die pro-israelische Hackergruppe Gonjeshke Darande 90 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten der iranischen Kryptobörse Nobitex, indem sie die Mittel in digitalen Geldbörsen einsperrte, die keinen privaten Zugang hatten. Die Gruppe beschuldigte Nobitex zudem, ein Instrument des iranischen Regimes zu sein, was die Börse jedoch zurückwies und ihre Unabhängigkeit betonte.

Boaz Dolev, CEO des israelischen Cyberthreat-Datenunternehmens ClearSky, berichtete, dass iranisch unterstützte Gruppen etwa 50 israelische Firmen mit Hack- und Leak-Angriffen überzogen und Malware verbreiteten, um israelische Computernetzwerke lahmzulegen.

Iranische Cyberakteure versendeten Tausende gefälschte Nachrichten, die angeblich vom israelischen Heimkommandosystem stammen sollten, welches normalerweise Sicherheitsanweisungen in Notfällen gibt. Die Nachrichten rieten davon ab, Luftschutzbunker aufzusuchen. Zudem versuchten die Hacker, israelische Sicherheitskameras zu infiltrieren, eine Taktik, die laut Vertrauten dazu dienen könnte, die Einschlagorte von Raketen zu überprüfen.

Obwohl die Kämpfe nun seit zwölf Tagen eingestellt wurden, setzt sich die digitale Auseinandersetzung fort. “Nach Beginn des Krieges intensivierte sich der Cyberkrieg und dauert bis heute an”, bestätigte ein israelischer Beamter gegenüber der Financial Times.

Seit dem Waffenstillstand nutzen mit dem Iran verbündete Gruppen eine kürzlich entdeckte Schwachstelle in einer weltweit genutzten Microsoft-Server-Software, um israelische Unternehmen anzugreifen, erläuterte Dolev. “Trotz des Waffenstillstands in der physischen Welt gehen die Angriffe im Cyberraum unvermindert weiter”, so Dolev.

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