Verheerende Pager-Explosionen im Libanon: Ursachenforschung und Spekulationen

Heute wurden mehrere Mitglieder der Hisbollah durch die Explosion ihrer Funkmeldeempfänger, sogenannte Pager, teils schwer verletzt. Die Vorfälle ereigneten sich vorrangig im Südlibanon und den südlichen Vororten von Beirut.

Anfangs berichtete man von Dutzenden Verletzten, später von Hunderten. Aktuell vermeldet das libanesische Gesundheitsministerium 2.750 Verletzte und acht Todesfälle in Verbindung mit diesen Explosionen.

Die Hisbollah erklärte zunächst, dass bei den Explosionen der Geräte drei Menschen, darunter ein Kind, ums Leben gekommen seien.

“Am Dienstag, dem 17.09.2024, gegen 15:30 Uhr, explodierten mehrere Pager, die sich im Besitz von Mitarbeitern verschiedener Einheiten und Institutionen der Hisbollah befanden. Über die Ursachen dieser Vorfälle ist noch nichts bekannt. Sie führten zum Tod eines Mädchens und zweier Brüder sowie zu einer Vielzahl von teilweise schweren Verletzungen”,

So die offizielle Mitteilung der Gruppe.

Zudem hat die Hisbollah bekanntgegeben, dass sie eine umfangreiche sicherheitspolitische und wissenschaftliche Untersuchung zur Ermittlung der Ursachen dieser simultanen Explosionen eingeleitet hat.

Zu den Verletzten zählt auch der iranische Botschafter im Libanon, Mojtaba Amani, der einen solchen Pager benutzte. Laut staatlichem Fernsehen erlitt er leichte Verletzungen, befindet sich aber wohlauf.

Wie konnte es zu den Explosionen kommen?

Der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden äußerte sich zu den möglichen Ursachen der Explosionen. Es könnte entweder Sprengstoff in den Geräten platziert worden sein oder, eine andere Theorie zufolge, durch Hacking könnte Überhitzung und letztlich Explosion der Batterien verursacht worden sein. Snowden betrachtet die Hack-Theorie als unwahrscheinlich. Auf X schrieb er:

“Mit den neu eingehenden Infos über die explodierenden Pager scheint eine Manipulation mit Sprengstoff plausibler. Zu viele übereinstimmende schwere Verletzungen. Bei überhitzten Batterien würde man mehr kleinere Brände und Fehlzündungen erwarten.”

In sozialen Medien zirkulieren Videos, die die Auswirkungen der Explosionen dokumentieren. Darunter befindet sich eine Aufnahme eines Pagers, der auf einem Tisch liegend explodierte.

Weitere Videos aus Krankenhäusern zeigen zahlreiche Patienten mit tiefen Wunden am Oberkörper, die zum Zeitpunkt der Explosion ihre Pager am Körper trugen.

Experten sehen Israel hinter den Angriffen, das jedoch bisher nicht zu den Vorwürfen Stellung genommen hat. Elijah Magnier, ein Militäranalyst, spricht von einer “äußerst raffinierten Operation, die typischerweise mehr als eine Einheit erfordert”, wie er gegenüber Al Jazeera angab.

“Sollte es dem israelischen Geheimdienst gelungen sein, die an die Hisbollah gelieferten Pager zu manipulieren, ist nicht auszuschließen, dass sie sich Zugang zu den Lieferungen aus dem Iran verschafft haben, da dieser die Hisbollah mit dem Großteil ihrer Ausrüstung versorgt.”

Magnier betont, dass eine solche Aktion die Einbringung von hochexplosivem Material in jedem einzelnen Gerät erfordert hätte, ohne die Funktionalität des Pagers zu beeinträchtigen.

Abschließend bemerkt Magnier, dass es wahrscheinlich ist, dass israelische Geheimdienste den Sprengstoff mit Unterstützung eines Drittlandes platziert haben könnten, bevor die Geräte die Hisbollah erreichten. Die Zündung sei vermutlich über Radiofrequenzen erfolgt. Iran könnte nun seine gesamte Ausrüstung auf Manipulationen hin überprüfen.

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